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Den Blick professionell schärfen

Gestalten mit Pflanzendetails

Pflanzen haben ein vielseitiges Erscheinungsbild. Ein differenzierter Blick auf die sich wandelnde Gestalt der Pflanzen und ihre Umgebung schenkt ein komplexeres Verständnis davon, wie die Lebensgemeinschaften auf uns Menschen wirken. Dies kann, gut verinnerlicht, zu vielseitigeren und besseren Pflanzplanungen führen.

von Sven Nürnberger erschienen am 23.04.2025
Rindenfärbung mit subtropischem Texturspiel mit Stewartia, Zingiber ‘White Feather’, Hemiboea und Woodwardia © Sven Nürnberger
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Kurzbeschreibungen von Gartenpflanzen fassen die wichtigsten Merkmale und Eigenschaften einer Pflanze bündig zusammen. Für die gestalterische Verwendung vermitteln uns Informationen zu Blüte, Schmuckwirkung, Habitus, Wuchsform und Größe einen ersten Überblick und eine Orientierung, um ihre Einsatzmöglichkeiten einzuschätzen. Bei genauerer und längerer Betrachtung jedoch offenbaren sich noch weitaus vielseitigere Eigenschaften, die eine Pflanze wertvoll und einzigartig machen.

Wenn wir uns bei Gartenbegehungen über unsere Pflanzenfavoriten unterhalten, reicht das beschriebene Spektrum der geschätzten Eigenschaften weiter. Stimmungen, Lichteinflüsse, jahreszeitliche Wandlung und die Wahrnehmung von Detailwirkungen zeigen uns Pflanzen in vielschichtigen und komplexen Interaktionen.

Zeit und Licht

Der Faktor Zeit führt bei dieser Betrachtung Regie – zum einen muss man zur rechten Zeit am Ort des Geschehens sein, andererseits muss man sich auch die Zeit einräumen und offen für solche Beobachtungen sein. Vieles lässt sich während der Gartenarbeit entdecken, manches braucht aber auch die Ruhe und Stille des aufmerksamen Aufsuchens. Ein genaueres Kennenlernen über längere Zeiträume mit Blick auf die jahreszeitlichen Veränderungen kann Potenziale in der Verwendung erweitern.

Licht ist dabei ein bedeutsamer Akteur, um Merkmale hervorzuheben. An einem sonnigen Vorfrühlingsmorgen kommt das Leuchten der Farben von Krokuswiesen und Alpenveilchen-Teppichen besonders gut zur Geltung. Das frische Frühlingsgrün der Laubbäume und lichtdurchflutete Bananenblätter im Hochsommer sowie die erhellten Spelzen von Gräsern im Spätsommer und Herbst sind uns in ihrer Intensität vertraut. Auch die subtile und gedämpfte Wirkung von Licht im Morgendunst, wenn Stauden- und Mähwiesen geheimnisvoll von Struktur leben, oder wenn tief stehendes Herbstlicht Nervaturen, versteckte Farbnuancen und Prozesse des Vergehens hervorhebt. Besonders Moose, Becherflechten, Gräser und Farne in Wäldern und auf feuchten Felsfluren können je nach Jahreszeit unterschiedlich stark hervortreten.

Unsere Wahrnehmung und Aufmerksamkeit können sich je nach individueller Stimmung ebenso verändern. Im Winter können uns das trostlose Grau und Vegetationsarmut zusetzen und trist erscheinen. Fokussieren wir uns aber auf das, was tatsächlich vorhanden ist, kann sich die Umgebung reicher als zunächst wahrgenommen entpuppen. Es sind besonders die Wechselwirkungen, die uns eine Fülle von Möglichkeiten anbieten, Schönheit zu erkennen.

Je länger man Gärten, Pflanzungen und Pflanzen beobachtet, umso mehr entfalten sich Merkmale, die uns zuvor verborgen blieben. Und je mehr man um diese Details weiß, umso gezielter und stimmungsvoller lassen sich diese gedanklich inszenieren und herausarbeiten. Es ist ein künstlerischer Prozess, bei dem wir das Erlebte in die Planung einfließen lassen. Im besten Falle entwickelt sich eine Pflanzaktion zu einer Interaktion mit den Pflanzen, dem Gelände und dem Wetter. Wir werden eins mit dem gestalterischen Prozess. Es sind erfüllende Momente, die Kreativität, körperliche Aktion und Verbundenheit zusammenführen.

Fotografien von Naturstandorten und Gartensituationen können sich als hilfreiche, inspirierende Werkzeuge erweisen. Immer wieder mache ich die Erfahrung, wie detailreich sich Pflanzengemeinschaften auf den zweiten Blick entpuppen, wenn man sich Fotos in größeren Abständen anschaut.

In der Malerei, der Lyrik, der Musik und der Fotografie werden Beobachtungen und Stimmungen auf den Punkt gebracht – Tiefe erfasst und eingefangen. Dem Detail oder der Momentaufnahme wird sich hier umfassend gewidmet. Diese Herangehensweise können wir nutzen. Mit dem geschärften Blick erleben wir beispielsweise, wie sich die Knospen von Wiesners Magnolie farblich fein abgestimmt von der Hülle befreien. Zeitgleich verströmen schon geöffnete cremeweiße Blüten mit ziegelrotem Zentrum einen intensiven Duft nach Bubble Gum. Wir nehmen die Spiegelbilder von Pflanzen auf Wasserflächen wahr und tauchen ab in Parallelwelten.

Pflanzungen können nach den Prinzipien natürlicher Lebensgemeinschaften zusammengesetzt werden. Sind diese artenreich zusammengesetzt, die Umgebung formenreich und über Jahre beständig, können jahreszeitliche Highlights umso vielseitiger und wandelbarer zusammenspielen.

Aber auch junge Pflanzungen wie Neuanlagen, Schau- und Wechselpflanzungen können sowohl von detailreichen Inszenierungen als auch von einer einfachen und räumlich nicht überladenen Klarheit profitieren. Offene, nur locker überwachsene Oberflächen können ebenso strukturstark und gerüstbildend erscheinen. Gruppen von Doldenschirmen, Sandflächen mit eingestreuten Federgräsern, eine Folge rötlicher Findlinge, die von niedrigen rosa blühenden Nachtkerzen, Bartfaden und Seidenblumen bestimmt wird … diese Elemente korrespondieren schon bald nach der Pflanzung. Die Findlinge erfüllen dabei eine wichtige gerüstbildende Funktion, die bei passender Pflanzenwahl und Steuerung der prozentualen Anteile der Pflanzenarten auf lange Zeiträume angelegt sein kann.

Natursteine und Pflanzen

Die Wechselwirkung von Naturstein und Pflanzen ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt für den Ausdruck einer Pflanzung. Naturnah gestaltet, kann sie eine starke Wirkung entfalten. Mit gekonnter Positionierung und Findung der wirkungsvollsten Bruchsteinseite, der Herausarbeitung von Schichtungen, Bänderungen und Oberflächen verstärken und leiten wir die Topografie und Ausstrahlung einer Anlage. Jeder Stein, den wir dabei in die Hand nehmen, aus der Nähe und Ferne betrachtet, gedreht und ausgerichtet, gewinnt dadurch an Bedeutung. Wie wirkt ein Gestein bei trockener Witterung? Entfalten sich nach einem Regenguss Farbspiele, glitzert und schimmert die Oberfläche, lassen sich kristalline Strukturen exponieren?

Diese Herangehensweise durfte ich schon in meiner Kindheit bestaunen und verinnerlichen. Zu Besuch bei meinem großväterlichen Freund, dem Chemiker und Achate-Sammler Dr. Walter Sauermilch, schauten wir uns seine geschliffenen und rohen Steine in nassem Zustand an. Bei diesen Verwandlungen entpuppte sich so viel Neues. Regnerische Sammeltouren in den farbverspielten Steinbrüchen Rheinhessens und sonnenreiche Impressionen der langen Felsformationen von Rotenfels und Rheingrafenstein ließen mich die Oberflächen anders wahrnehmen, als ich es zuvor gewohnt war.

Ähnlich verhielt es sich in meiner Lehrzeit im Frankfurter Palmengarten. Die Verwendung von Wurzelstümpfen, Baumresten und Naturstein sowie deren naturnahe Anordnung lenkten den Blick auf das, was unsere natürliche Umgebung bestimmt und reizvoll, spannend und individuell macht.

Solche Erfahrungen prägen zunächst den Werdegang, zunehmend ergeben sich aber auch Fragestellungen und Entwicklungsprozesse. Welche gestalterischen Kniffe sollen in die Planungen einfließen? Gewinnt die Pflanzung an Kraft, wenn sich architektonische und naturalistische Stilmittel miteinander verbinden? Welche Balance ist nötig, um Effekte nicht zu überladen? Welche Form der Selbstorganisation können wir einleiten oder dulden?

Blätter im Jahresverlauf

Betrachten wir detailreiche Pflanzeneigenschaften genauer, können wir prominente Merkmale, beispielsweise von Blattschmuckstauden, im Jahresverlauf um weitere Qualitäten ergänzen. Von Farnwedeln, die sich im Entfaltungsstadium befinden, geht eine feingliedrige und formenreiche Wirkung aus, Licht und Tautropfen potenzieren dabei das stimmungsvolle Bild.

In einem halbschattigen Steingarten oder in der Natursteinmauer finden die Kulturvarietäten des Hirschzungenfarns (Asplenium scolopendrium) gute Wachstumsbedingungen. Der Formenkreis innerhalb der Art ist vielseitig und man kann beispielsweise zwischen schmalblättrigen Sorten mit gekerbten Blatträndern (Angustifolium-Gruppe), breitwedeligen Gruppen oder Typen mit kammartigen Wedelspitzen (Cristatum-Gruppe) wählen. Rüschenförmige breite Wedel bildet die sterile Crispum-Gruppe aus, spielt das Licht mit, wird ihr reiches Blattwerk regelrecht durchflutet. Kontrastreich zeigen sich die Strukturen der rippenförmigen Sporenträger fertiler großblättriger Formen. Sie sind der Garant für die Folgegenerationen, die sich besonders zuverlässig in kalkreichen Mörtelfugen einer Muschelkalkmauer oder -treppe etablieren können. Dann sind es die jungen Farnpflanzen, die in den Folgejahren mit den fossilen Strukturen des Natursteins korrespondieren.

Das voll entwickelte Laub asiatischer Elfenblumen (Epimedium) wirkt elegant. Blattform und -rand sind bei vielen Sorten und Arten sehr attraktiv und auch die detailreiche und individuelle Blühphase ist ein Höhepunkt. Doch insbesondere die Entfaltung der jungen Blätter ist bei einigen Sorten einzigartig. Bei der Entfaltung des Blütentriebs und des jungen Laubes zeigen sich viele Nuancen. Bei vielen Elfenblumen-Arten und -Sorten ist der Neutrieb oft intensiv purpurrot ausgefärbt oder bereift, marmoriert, mit hervorstehender Nervatur, teils mit dekorativen Blatträndern.

Auch große Blattschmuckstauden, wie Schildblatt, asiatische Maiäpfel, Rodgersia und Diphylleia gefallen nicht nur mit voll entwickelten Schmuckblättern. Austrieb und Herbstwirkung sind unverzichtbare Elemente, die sich gestalterisch einplanen lassen. Ob sich Farben und Zeichnungen im Herbst entfalten können, ist bei einigen Arten auch von Standort und Witterungsverlauf abhängig. Werden Darmera peltata, Mukdenia rossii und Diphylleia cymosa lichtreich mit ausreichender Dauerfeuchte kultiviert, entwickeln sie intensive Farbspiele. Im halbschattigen Milieu hingegen reifen ihre Herbstfarben eher unspektakulär aus.

Ausgesprochen attraktiv zeigt sich das junge bereifte Laub der Rhododendron yakushimanum-Hybriden. Die Oberfläche kann silbergrau oder auch bräunlich behaart erscheinen. Insgesamt sollte die zimtfarbene Behaarung der Blattunterseite vieler Rhododendron viel mehr Beachtung erhalten. Ihre Wirkung kann mit benachbarten Gehölzen mit schmückenden Rinden sehr apart wirken (z. B. Prunus serrula).

Kleine Gewächse haben viele interessante Eigenheiten vorzuweisen. Bleiben wir beim Blattschmuck, so denken wir zunächst an die formenreichen Marmorierungen der Alpenveilchen und Haselwurzen. Sind Gewächse noch miniaturhafter, lohnt es auf die Knie zu gehen. Die schindelartigen Laubblätter der Rebhuhnbeere (Mitchella) sind mit einer cremegelben Nervatur gezeichnet, ihre kriechenden Ästchen heben sich zudem purpurfarben ab. Schafsteppiche (Raoulia) kontrastieren nicht nur als Matte Silbergrau, Oliv- und Moosgrün, auch die Laubblätter der Arten sind dicht- oder unbehaart, schuppenförmig oder nadelig aus der Nähe interessant und detailreich. Auf ihren Oberflächen verfangen sich Tau- und Regentropfen und der silbrige Schimmer von Raoulia australis bildet mit orangeroten Seggen, porzellanfarbenen Strauchveronika, fruchtenden Stachelnüsschen und frischgrünen Andenpolstern texturbetonte Gemeinschaften. Brandkräuter sind wichtige Gerüst- und Kontrastbildner in Garrigue-Pflanzungen. Ebenso effektvoll kann auch der Blick aus der Nähe sein, wenn Tautropfen auf den behaarten Laubblättern von Phlomis italica zum Verweilen einladen. Auch der Kontrast zwischen den rosavioletten Lippenblüten, den filzigen Ästen und der behaarten Belaubung ist sehr dekorativ.

Blütenzeichnungen und Früchte

Detailreiche Zeichnungen finden wir nicht nur bei exotischen Pflanzen, wie den Tigerglocken. Stängellose Enziane der Alpen und des Balkans tragen im Inneren ihrer so geschätzten blauen Blüten Zeichnungen, die mit grünschwarzem Untergrund und blauer bis grüner Punktierung leuchten. Auch das Blüteninnere des Schwalbenwurz-Enzians (Gentiana asclepiadea) sollte man sich genauer anschauen. Das zuvor erwähnte Geißblattgewächs Mitchella repens ziert die bodendeckenden Matten mit aufrechtstehenden rosa Blütchen, die Miniatur-Enzianblüten ähneln und später mit roten fleischigen Beeren fruchten. Von der Knospenbildung bis zur Blüte faszinieren die Stadien der Ballonblume. Das Seidenblumengewächs Vincetoxicum speciosum wartet mit ungewohnten braunpurpurnen fein behaarten Blüten mit markantem Zentrum auf. Ähnlich verspielt und detailreich zeigen sich die Germer Veratrum maackii und V. fimbriatum sowie Fuchsia ‘Bronze Banks Peninsula’ und Fuchsia magellanica ‘Arauco’. Anmutig blühen die Puderpinselblüten der Scheinulmen (Eucryphia glutinosa) auf.

Fruchtschmuck ist ein wichtiger und viel geliebter Garant für spätsommerliche und herbstliche Akzente. Sowohl fleischige Früchte als auch verblühte Schirme, Sonnenhüte, Grannen und Spelzen gehören zu den ausdrucksstarken Gestaltungselementen, etwa beim Korbblütler Klasea. Gerade in Kombination mit Wetterphänomenen wie Raureif, Tropfen, Licht und Wind kann ihre ästhetische Wirkung noch stimmungsvoller werden.

Kombinationen aus Kaki, Erdbeerbaum, Punica, Eriobotrya und Bitterorange leuchten verspielt und prominent aus dem Gehölzsaum und bedienen die mediterrane Thematik. Gesellen wir Fremontodendron, Ceanothus, Vitex, Cistus, Fenchel, Junkerlilien, Wildpäonien, Ginster und Kiefern hinzu, erhalten wir ein vielseitiges Bild mit stimmungsvollen saisonalen Blüten- und Fruchtstadien. Insbesondere die zierenden Fruchtstände einiger Päonien werden gestalterisch vernachlässigt.

Euonymus wilsonii, E. fortunei ‘Dart’s Blanket’, Decaisnea fargesii, Cornus kousa, Eleutherococcus-Arten und rot- und metallisch blauviolett fruchtende Schneebälle garantieren ein asiatisches Bild. Der Taschentuch- oder Taubenbaum gefällt nicht nur zur Blütezeit, auch seine kugeligen Früchte gehören zu den oft wertvollen Herbstaspekten. Magnolienzapfen sind formenreich und besonders attraktiv, wenn die fleischigen Samen sich an Fäden hängend aus dem Zapfen lösen. Unter den Stauden fruchten besonders Disporum, Disporopsis, Maianthemum, Polygonatum und die schutzbedürftigen Dianella auffällig in Metallischblau oder Purpurschwarz. Signalrot, in grünlichem Rot oder in Orange leuchten Früchte der Aronstabgewächse aus dem Dickicht.

Rindenwirkung

Beurteilt man die Schauwirkung von Rinde sollte man die Stadien der Rindenbildung und -lösung berücksichtigen. Die saisonalen Farbstadien einiger Sträucher und Bäume sind sehr attraktiv. Die Rinde von Arbutus menziesii (Amerikanischer Erdbeerbaum) ist die meiste Zeit über bräunlich rot. Von Spätsommer bis Herbst reißt und löst sich die Rinde in Striemen und Schollen vom Stamm. Es ist ein intensives Farbspektakel, bis sich die Baumrinde cremegrün bis elfenbeinfarben zeigt und sich im Verlauf wieder zimtfarben färbt.

Die einzigartige Rinde des Zimt-Ahorns ist wohlbekannt, ebenso die Rinde der Schlangenhaut-Ahorne. Das Spektrum ist jedoch noch vielseitiger, denn auch andere Arten verfügen über ähnliche Eigenschaften. Die Rinde von Acer triflorum ummantelt ältere Stämme ähnlich papierartig schuppig wie A. griseum und reicht an dessen Schauwirkung heran. Auch ist eine Hybride zwischen beiden Arten erhältlich. Die Winterrinde von Hydrangea aspera schält sich in breiten papierartigen Schollen. Die Rindenqualitäten von Birken sind ausgesprochen wertvoll, Betula ermanii, B. utilis und B. albosinensis seien hier genannt. Syringa reticulata subsp. pekinensis ist eine asiatische Fliederart, deren Rinde sich wie bei Prunus serrula ringförmig löst und im Licht mehrfarbig leuchtet. Die Rinde älterer Diospyrus- und Celtis-Arten entwickelt regelrechte Rindenpanzer und sollte in Pflanzungen mehr zur Geltung gebracht werden.

Farbübergänge von Sprossteilen bei Stauden sind bei einigen Gattungen prägnant. So können sich Formen von Aralia cordata braunschwarz ausfärben. Blattstiele, Sprosse und Nodien von Begonien- und Roscoea-Arten leuchten oft auffällig rot, pink oder grün segmentiert. Ähnlich fleischig und durchscheinend können Erdrauch- und Mohngewächse im Licht wirken. Einige Feuerkolben bilden schlangenhautähnliche Zeichnungen (Arisaema serratum) aus.

Habitus und Duft

Colletien gehören zu den Kreuzdorngewächsen (Rhamnaceae). Colletia hystrix kann sich in milden Regionen Deutschlands zu mittelhohen Sträuchern entwickeln und fällt durch ihren außergewöhnlichen Gesamthabitus auf. Ihre Äste sind mit dornigen Verwachsungen bewehrt. Mit ihrer Fotosynthese-Leistung übernehmen sie die Aufgaben einer saisonal nur spärlich vorhandenen Belaubung. Dadurch erscheint der Strauch wie ein Geflecht aus kleinen grünen Harpunen. Nach Vanille duftende, weiße, sitzende Blüten erscheinen im Oktober im Geäst des Strauchs.

Winterdüfte wie von Sarcococca-Arten, Mahonia bealei, Chimonanthus praecox und duftende Hamamelis-Sorten sollten in keinem Garten fehlen. Und im Frühling duften die frischen Laubblätter der Antarktischen Scheinbuche nach Zimt. Der würzige Geruch von Gagelsträuchern, einigen Rhododendron und Calycanthus ist bestechend. Und wer möchte den herbstlichen Kuchenduft des Katsurabaumes missen?

Pflanzbeispiel

An einem Pflanzbeispiel lassen sich wertvolle Details im Vegetationsverlauf abschließend nachvollziehen. Schauen wir uns die Wandelbarkeit eines Rasters in einer Pflanzung genauer an.

Quarzitmonolithen stützen und formen das abfallende Gelände eines halbschattigen Steingartens. Pflanztaschen und langgezogene Terrassen bieten Raum für die Entfaltung von Wald und Felsen bewohnenden Pflanzen. Vom Morgentau fein behangen schimmern Bestände von Adiantum venustum in der Sonne, der Austrieb von Disporum uniflorum baut sich zeitig im Frühling mit hellen sitzenden Knospen auf. Schwarzes lineares Laub legt sich über das hellgraue Quarzitgestein, dessen weiße Quarzgänge die Blöcke durchziehen. Gletscherblau leuchten die Blüten von Corydalis elata an seiner Seite. Seine weißen Blütenlippen sind milchig weiß ausgefärbt, ganz wie die Bruchsteinadern. Sie entlassen einen Duft nach Mandel. Das geteilte Laub weist rötliche Punkte auf, die Stiele sind tiefrot und werden vom Licht erhellt. Noch einige Tage zuvor blühten pinke, tiefrote und weiße knollenbildende Lerchensporne.

Erythronium ‘Pagoda’ blüht in Grüppchen mit gelben Lilienblüten. Zierlich schieben sich Polygonatum prattii (Weißwurz) aus den Horsten der Wald-Seggen. Seine Blütenglöckchen sind fleischfarben gesprenkelt und der Schaft erscheint auffällig dunkel. Ende April und Anfang Mai sprießen weiträumig Feuerkolben aus dem Boden. Einige mit braunen, andere mit purpurnen Triebspitzen. Alle erblühen mit detailreich gezeichneten Blütenhüllen. Arisaema ringens zählt hierbei zu den kuriosesten Arten. Ungewöhnliche Farben und Formen, besondere Zeichnung und ein wuchtiges dreigelapptes Laubblatt machen diese Art wertvoll.

Der Sommer wird vom Spiel der Texturen und exotischen Blüten bestimmt. Ein Hingucker mit bogig ausladendem Wuchs ist Hedychium densiflorum, ein Ingwergewächs. Sein zungenförmiges Laub und die reichblütigen Ähren mit orangefarbenen Blüten wirken exotisch. Der panaschierte Ingwer Zingiber mioga ‘Dancing Crane’ korrespondiert mit dem imposanten Nesselgewächs Boehmeria sieboldiana. Blattform, Stiele und Früchte dieser Ramie sind detailreich. Soleirolia (Bubikopf) leuchten in der Nachmittagssonne und überwachsen die Felstaschen, in denen das schmal aufrecht wachsende Pfaffenhütchen Euonymus cornutus wächst, eine Art vom chinesischen Emei Shan-Massiv, die dort in Bambusbeständen gedeiht und sich mit Habitus und Belaubung an die Wuchsform von Bambus angenähert hat. Seine Früchte sind fünfzipfelig und attraktiv orangerot gefärbt. Roscoea purpurea fo. rubra ‘Red Gurkha’ besticht mit roten orchideenförmigen Blüten, doch besonders der farbig segmentierte Schaft verstärkt die Farbwirkung.

Im Herbst färbt sich das Laub von Disporum uniflorum quittengelb. Dunkelblau leuchten die Beeren zwischen dem Herbstlaub. Tricyrtis macranthopsis färbt sich ebenfalls quittenfarben, während die innere Zeichnung der von außen gelben Blütenglocken kräftig rot und punktiert leuchtet. Im gleichen Farbton legt sich das fallende Ginkgo-Laub um die dunklen Matten des Schlangenbarts. Und die vergehenden Sprosse von Zingiber mioga ‘Dancing Crane’ färben sich wie unreife Mirabellen in einem aparten Hellgelb. An einem umgestürzten Baumstamm breiten sich Hepatica nobilis, Davallia perdurans sowie Selaginella kraussiana und S. douglasii aus. Raureif bedeckt die fein strukturierten Matten des Moosfarns. Überall leuchten die zerfallenden Fruchtstände der Feuerkolben liegend aus den Matten. Eine Selbstorganisation mit Pilzen, Moosen und Flechten setzt ein.

Schon bei dieser kurzen Folge lässt sich erkennen, dass sich nur ein Bruchteil der wertvollen Merkmale beschreiben lässt, die man in einer Pflanzung ausschöpfen kann. Als Einzelpflanze, im Kollektiv mit der eigenen Art und im Zusammenspiel mit den Nachbarn und der Umgebung bespielen Pflanzen unterschiedliche Bühnenbilder. Diese Merkmale lassen sich erfassen und in Gruppen tabellarisch zusammenführen. Sie können als wichtige Informationsquelle für planerische Vorhaben fungieren und zeigen uns, wie vielfältig Gartendetails sein können.

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