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Interview mit Folko Kullmann

Pflanzenwissen in herausfordernden Zeiten

Als Redakteur der „Gartenpraxis“ war ich froh, dass wir nach dem bedauerlichen Ausscheiden von Jonas Reif 2018 Folko Kullmann als verantwortlichen Redakteur gewinnen konnten. Er hat dem Magazin sowohl durch seine langjährigen Erfahrungen aus dem grünen Buchbereich neue Impulse geben können, als auch mit Ruhe und Übersicht schwierige Zeiten gemeistert.

von Martin Staffler erschienen am 19.12.2024
Dr. Folko Kullmann © Kristijan Matic
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MS: Folko, Du bist 2018 als Gartenjournalist, erfolgreicher Buchautor, Lektor, Projektmanager vieler Gartenbücher und Präsident der Gesellschaft der Staudenfreunde zum Verlag Eugen Ulmer gekommen. Was hat Dich gereizt, die redaktionelle Verantwortung für das Fachmagazin „Gartenpraxis“ zu übernehmen und anderes dafür zurückzustellen? FK: Die Gartenpraxis ist ja schon so etwas wie der „Heilige Gral der Gartenmagazine“ im deutschsprachigen Raum. Da ich zuvor hauptsächlich bei der Konzeption und Entwicklung von Gartenbüchern beteiligt war, war das Medium „Fachmagazin“ eine neue, reizvolle Herausforderung. Welche inhaltlichen Änderungen hast Du während Deiner Zeit an der „Gartenpraxis“ vorgenommen, welche Schwerpunkte neu definiert? Die Grundlage des Gärtnerns und in meinen Augen auch die Grundlage einer modernen und zeitgemäßen Garten-, Landschafts- und Grünflächengestaltung ist die Pflanze. Darauf habe ich den Fokus bei der Entwicklung von Themen für die „Gartenpraxis“ gelegt. Bei der Vielzahl von möglichen Aspekten diente die Relevanz der Pflanze stets als Leitfaden. Dazu zählen natürlich auch diverse Praxisaspekte, die ich verstärkt in der Themenmischung berücksichtigt habe. Wie bewertest Du die Rolle der „Gartenpraxis“ in der europäischen und besonders in der deutschen Gartenszene? Die „Gartenpraxis“ ist seit Langem „das“ Gartenmagazin mit dem höchsten Anspruch für Gärtnerinnen und Gärtner, egal ob mit privatem, wissenschaftlichem oder professionellem Hintergrund. Sie grenzt sich so von anderen Gartenzeitschriften ab, die sich an ein breiteres Publikum richten. Du bist hervorragend vernetzt, auch international. Interessant finde ich, dass Fachleute, etwa aus den Niederlanden, die „Gartenpraxis“ wegen ihrer fachlichen Tiefe nach wie vor sogar englischen Magazinen vorziehen. Wo sind uns dennoch beispielsweise die namhaften englischen Magazine voraus? Was Ästhetik, Bildqualität und inhaltliche Aufbereitung spezieller Garten- und Pflanzenthemen angeht, legt die „Gardens Illustrated“ die Messlatte hoch. Es gibt sie noch nicht so lange wie die „Gartenpraxis“. Auch sie hat sich seit der ersten Ausgabe 1993 stetig weiterentwickelt und neue Denkanstöße geliefert. Die Ausrichtung war meiner Ansicht in den ersten Jahrzehnten jedoch noch etwas internationaler als heute. Beeindruckend ist, wie schnell die derzeitige Chefredakteurin aktuelle Trends und Themen aufgreift und das Printmagazin innerhalb von einem guten Jahr um eine große Themenwelt mit unterschiedlichsten Off- und Onlineangeboten, Newslettern, Praxiskursen, Vorträgen und Podcasts erweitert hat. Durch zahlreiche Krisen wie Corona, Kriege, Lieferschwierigkeiten etc. hast Du die „Gartenpraxis“ geleitet. Was hat sich Deiner Einschätzung nach in den vergangenen Jahren für die „Gartenpraxis“, aber auch für den gesamten Gartenjournalismus, Magazine und Bücher, verändert? Welche Herausforderungen sind zu meistern? Wohin geht die Reise der „Gartenpraxis“? Herausfordernd waren sicher die zeitweise enorm gestiegenen Herstellkosten durch hohe Papier- und Energiepreise. Hier gab es in den letzten Jahren glücklicherweise eine gewisse Entspannung. Heute liegt die Herausforderung eher in sich ändernden Seh- und Lesegewohnheiten und neuen Möglichkeiten der Wissensvermittlung und Wissensgewinnung. Früher waren Bücher oder Magazine praktisch die einzigen Medien, wenn man etwas lernen oder sich fortbilden wollte. Heute ist (Basis-)Wissen zu vielen Themen kostenlos und für eine breite Interessengemeinschaft verfügbar. Bücher und Magazine stehen mittlerweile in Konkurrenz zu unterschiedlichsten digitalen und Online-Angeboten, die mit Ton und Film vieles besser und einfacher vermitteln können als Bilder und das geschriebene Wort. Aber ich bin mir sicher, dass die „Gartenpraxis“ als traditionelles Printmedium auch in Zukunft ihren eigenen Stellenwert haben wird. Vor zwei Jahren hast Du die „Gartenpraxis“ in neue Hände gegeben. Was hast Du seither beruflich gemacht? Ich habe zwei Jahre beim Gräfe und Unzer Verlag das Gartenbuchprogramm der Marken GU und BLV betreut und weiterentwickelt. Im November 2024 habe ich meine freiberufliche Tätigkeit wieder aufgenommen und entwickle für unterschiedliche Verlage und Unternehmen Medien zu verschiedenen Gartenthemen. Seit Januar 2025 bin ich zudem Geschäftsführer der Gesellschaft der Staudenfreunde e. V. Auch an Dich geht die Frage nach Deiner Lieblingspflanze oder Pflanzengruppe … Eine schwierige Frage angesichts der Vielzahl der Gattungen und Arten im Sortiment. Ein Faible für besondere Gehölze kann ich nicht abstreiten, Stauden und Gräser dürfen ohnehin in keinem Garten fehlen. Arten der Südhemisphäre aus Südafrika, Chile und Argentinien üben eine besondere Faszination auf mich aus. Persönlich gefallen mir natürliche, nicht zu „überzüchtete“ Formen, die ausdauernd sind und den Garten nicht nur ästhetisch, sondern auch ökologisch bereichern. Georg Arends, Karl Foerster, Ernst Pagels oder Beth Chatto hatten ein Auge für solche Gartenpflanzen. Dazu kommen Sorten und Selektionen unter anderem von Piet Oudolf, Cassian Schmidt, Christian Kreß, Peter Janke oder Jan Spruyt, um nur einige zu nennen, die Einzug in meinen Garten gefunden haben.
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