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Kolumne | Torsten Matschiess

Preisfindungsstörungen

Früher war alles besser. Bei der Planung von Beeten gab es höchstens ein paar Luxusprobleme, wenn die immer populärer werdenden Wildstauden oder die Kombinationen von farblich exakt aufeinander abgestimmten Sorten mal nicht in den Gärtnereien verfügbar oder nur schwer zu finden waren.
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Torsten Matschiess
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Oder denken wir an die Katalogversprechen von Tulpenträumen in Mauve und Orange (dank Photoshop), die sich dann im Frühjahr in schmutzigem Gelb und kräftigem Lila als kommentarlose Alternativlieferung entpuppten. Kaum eine Begehung ohne den Hinweis auf Fehllieferungen. Ich übertreibe! Gewiss. Und heute? Es ist Mitte Mai, es ist immer noch Corona und spätestens jetzt machen selbst die letzten Pflanzenmuffel ihre Gärten und Balkone schön. Traditionell wechselt im Frühjahr (Pflanzzeit!) das Publikum in den Baumärkten und Pflanzencentern mit all den Blumen, die auf seltsame oder patentrechtlich geschützte Namen hören. Aber plötzlich finden wir auch unsere Lieblingsstaudengärtnereien und -baumschulen reichlich überlaufen vor. Onlineshops scheinen exponentielle Zuwachsraten zu genießen, so gehäuft wechseln die Hinweise zwischen "Geschlossen!" oder "Nur noch für Stammkunden!" und dann die immer länger werdenden Lieferzeiten.

Eine Pflanzplanung mit ordentlichen Geselligkeiten und angemessener Vielfalt scheint nur noch realistisch, wenn man sich rechtzeitig vor Ort über die aktuellen Sortimente orientiert und sofort Stückzahlen sichert. Sonst kann es schnell passieren, dass die 24er-Kiste Milium effusum 'Aureum' für die lockere Einstreuung in einer Schattenpartie mit 246,60 Euro zu Buche schlägt. Das ist tatsächlich der aktuelle Tarif einer Pflanzenspedition mit Onlineshop aus dem hohen Norden, deren vornehmste Kernkompetenz in Suchmaschinenoptimierung zu liegen scheint.

Dabei handelt es sich beim Gold-Flattergras nicht um eine seltene Kostbarkeit. Für den Kurs ließen sich Flächen mit der für durchschnittlich 7,50 Euro ständig lieferbaren Jeffersonia diphylla bepflanzen. Oder denken wir an die herrliche und immer kurz vor der 10-Euro-Schallmauer platzierte Iris barbata-elatior ‘Old Black Magic’. Vielleicht sind die 11,10 Euro als Einzelpreis nur ein Versehen und nicht dem Umstand andauernder Lieferengpässe geschuldet.

Ich ärgere mich, wenn ich durch Gärtnereien gehe, wo noch mit Herzblut selbst vermehrt, aber ständig vergessen wird, beim Umtopfen in den nächstgrößeren Container das Preisschild zu wechseln. Gerade Zeiten mit einer hohen Nachfrage böten eine gute Gelegenheit, die Preise an den Markt anzupassen. Oft habe ich aber den Eindruck, viele Gärtnerinnen und Gärtner führen ihre Betriebe eher ehrenamtlich. Ich wage es kaum zu schreiben, aber ihnen würde ich es gönnen, dass dieser Corona-Push noch länger anhält.

Torsten Matschiess plant, schreibt und vermehrt Stauden.

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