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Ab und zu habe ich Schüler als Praktikanten bei der Arbeit. Das ist meist eine ganz lustige und auch für mich lehrreiche Begegnung. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich häufiger von meinen jungen Mithelfern gefragt wurde, wie lange voraussichtlich eine Arbeit dauern würde. Strauch ausgraben - "Wie lange dauert denn das?" Staude teilen und versetzen - "Wie lange dauert denn das?" Ich habe diese Frage immer gar nicht verstanden, weil die Zeit für mich völlig nebensächlich war. "Keine Ahnung, es dauert halt so lange, wie es dauert, um fertig zu werden." Mit dieser Antwort waren meine Praktikanten nie richtig zufrieden.
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Ich habe kürzlich gelesen, dass das Intro ausstirbt. Das Intro ist die Eingangssequenz eines Musikstückes. Das Intro stirbt aus, weil der jugendliche Nutzer bei Spotify oder einem anderen Streamingdienst einem Musikstück exakt fünf Sekunden Zeit gibt, zu Potte zu kommen. Wer es in fünf Sekunden nicht geschafft hat zu überzeugen, wird geskippt (Drücken der Weiter-Taste). 1, 2, 3, 4, 5, doof, nächstes Stück. Bei vielen Nachrichtentexten im Internet wird angegeben, welche Zeit der Leser für den Artikel aufwenden muss. So kann er vorher entscheiden, ob ihm 2,5 Minuten für die Hintergründe der Finanzkrise nicht doch ein wenig zu viel sind.
Intro-Krise und Lesezeitangabe erklären allerdings auch die ständigen Fragen meiner Praktikanten nach der Dauer einer Arbeit. Die jungen Menschen möchten wissen, ob sie mit ihrer knappen Zeit ökonomisch vernünftig umgehen. Stehen zum Beispiel geschätzte 7, 8 Minuten für das Ausgraben einer Forsythie in einem lohnenden Verhältnis zum Spaß? (Ich persönlich finde jede Zeit für das Ausgraben einer Forsythie lohnend.) Das Ganze ist ein Deal: Wird das Verhältnis zwischen Zeit und Fun negativ eingeschätzt, skippen wir zur nächsten Aufgabe. Ich übertreibe nicht, das ist wirklich passiert.
Helleborus werden es in Zukunft schwer haben. Wer bis zu drei Jahre braucht, um zum ersten Mal zu blühen, wird mit einem derartig lahmen Intro kaum noch Follower erwarten dürfen. Forsythien hingegen haben ein flottes Intro und sind zudem zeitökonomisch ungünstig auszugraben. Na toll, die Zukunft wird pissgelb.
Intro-Krise und Lesezeitangabe erklären allerdings auch die ständigen Fragen meiner Praktikanten nach der Dauer einer Arbeit. Die jungen Menschen möchten wissen, ob sie mit ihrer knappen Zeit ökonomisch vernünftig umgehen. Stehen zum Beispiel geschätzte 7, 8 Minuten für das Ausgraben einer Forsythie in einem lohnenden Verhältnis zum Spaß? (Ich persönlich finde jede Zeit für das Ausgraben einer Forsythie lohnend.) Das Ganze ist ein Deal: Wird das Verhältnis zwischen Zeit und Fun negativ eingeschätzt, skippen wir zur nächsten Aufgabe. Ich übertreibe nicht, das ist wirklich passiert.
Helleborus werden es in Zukunft schwer haben. Wer bis zu drei Jahre braucht, um zum ersten Mal zu blühen, wird mit einem derartig lahmen Intro kaum noch Follower erwarten dürfen. Forsythien hingegen haben ein flottes Intro und sind zudem zeitökonomisch ungünstig auszugraben. Na toll, die Zukunft wird pissgelb.
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