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Treffen sich 100 Garten-Menschen im Gras:

2. Internationales Gartensymposium Dycker Feld

„Wildnis trifft Garten“, das war das Motto des 2. Internationalen Gartensymposiums auf dem Dycker Feld, einem riesigen Miscanthusfeld, neben dem Park von Schloss Dyck in Jüchen. Die Landschaftsarchitekten Brigitte Röde und Bernd Franzen hatten eingeladen und über 100 Landschaftsarchitekten, Baumschul- und Landschaftsgärtner sowie engagierte Gartenmenschen aus allen Winkeln unserer Republik, aber auch aus den Niederlanden, aus England und sogar Mallorca waren dem Ruf gefolgt.

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Symposium Dycker Feld 2024: Referenten und Veranstalter
Symposium Dycker Feld 2024: Referenten und VeranstalterGPP
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Mitten im Dycker Feld war am 20. und 21. Juni 2024 ein großes Zelt aufgebaut, es fehlte weder an moderner Technik noch an Speis und Trank. Geboten wurden zahlreiche Vorträge, eine Podiumsdiskussion und jede Menge Austausch. Mit „Wildnis trifft Garten“ war ein sensibles Thema gesetzt, das sehr unterschiedlich interpretiert wurde.

Gegen Klimakrise und Artensterben

Längst hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Folgen von Klimakrise und Artensterben sich gegenseitig verstärken und vor allem, dass im Freiraum der Städte und Gemeinden wie in privaten Gärten bedeutende Chancen und Potentiale zum Guten liegen. Dazu passte auch die in der gleichen Woche vom EU-Umweltrat beschlossene Europäische Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) – auf die Nico Wissing, international renommierter Landschaftsarchitekt aus den Niederlanden, in seiner Keynote zum Symposium gleich Bezug nahm: Er arbeitet „naturinklusiv“, d.h. seine Planungen müssen die Natur unterstützen und nicht gegen sie arbeiten. Er appellierte an die Verantwortung der Planer und der ausführenden Betriebe, konsequent auf Vielfalt und Nachhaltigkeit zu setzen – und zwar nicht nur mit Blick auf die Pflanzenauswahl, sondern auch auf die verwendeten Materialien und Arbeitstechniken. 2008 hat er in den Niederlanden das „NL-Greenlabel“ (www.greenlabel.nl) mitbegründet mit dem Ziel, den Wert des Grüns in unserem Lebensraum zu verdoppeln. Bis heute haben sich im Nachbarland 220 Partner zusammengeschlossen, um naturinklusiv zu arbeiten, es gibt einen wissenschaftlichen Beirat und eine ganze Reihe erfolgreicher privater und städtebaulicher Projekte.

Was ist schön?

Die Staudengärtnerin und Landschaftsarchitektin Fine Molz zeigte, wie man einen Staudenproduktionsbetrieb und einen Schaugarten als Lebensraum entwickelt und zitierte Karlheinz Rücker, den ehemaligen Chefredakteur der „gartenpraxis“ mit einem Satz, der der rote Faden für die ganze Veranstaltung hätte sein können: „Schönheit entsteht an der Schnittstelle zwischen Ordnung und Chaos“. Dass man Gärten auch hören kann, zeigte Dr. Mike Edwards in seinem Vortrag deutlich und unterschied drei Arten von Geräuschen: Geophonie, Biophonie und Anthropophonie. Je nach Umgebung können unterschiedliche Geräuschquellen überwiegen – für viele Menschen aber ist die Anthropophonie, geprägt von Verkehrslärm und anderen menschengemachten Geräuschen, übertönend und dem persönlichen Wohlbefinden nicht zuträglich. Er plädierte dafür, bei der Gartenplanung neben den visuellen Aspekten - Farben, Formen und Strukturen – auch den Hörsinn anzusprechen. Denn nur mit einem guten Soundscape wird ein Garten schön.

Die Königin der Blumenzwiebelverwendung

Jacqueline van der Kloet aus den Niederlanden zeigte viele Beispiele ihrer internationalen Arbeiten zum Vortragsthema „The plants, the designer, the client and nature“. Seit 1983 ist sie als Gartenplanerin viel unterwegs und zeichnet sich vor allem durch ihre ausgeklügelten Kombinationen von Stauden und Geophyten aus. Sie ist die Autorin vieler Gartenbücher u.a. der Zwiebel-Bibel.

Wie könnten wir in Zukunft leben?

Inspirierende Zukunftsvisionen für private Gärten und auch kommunale Freiraumkonzepte lieferte der Städteplaner Bart Brands unter der Überschrift „Open due to construction“. Am Beispiel seines privaten Gartens erläuterte der Landschaftsarchitekt das Spannungsfeld von Planung und tatsächlicher Entwicklung. Neben den tatsächlichen natürlichen Gegebenheiten bräuchte es eben auch das Zulassen von Spontaneität, sowohl im privaten wie im öffentlichen Raum. Seine Zukunftsvision mit neuen Wohntypologien auf dem Land löste eine angeregte Diskussion aus.

Vielfalt schafft Vielfalt!

Einen fulminanten Beitrag lieferte Fergus Garrett, Head-Gardener des berühmten Gartens von Great Dixter. Es hätte das Gewitter, das während seines Vortrags das Zelt beutelte, nicht gebraucht, um ein echtes Highlight zu setzen. Garrett überzeugte mit großartigen Bildern und einem höchst motivierenden Beitrag für die Idee, geplante Struktur und spontane Wildnis bestmöglich zu kombinieren. Klar wurde aber auch, dass dies ohne kompetente Planung, ohne professionelle Pflege und ohne gärtnerische Expertise nicht gelingt. Die Spannungsfelder von Ordnung und Chaos, von Kultur und Natur bleiben dauerhaft relevant und erfordern standortgerechte, individuelle Antworten … aber sie sollten unbedingt auch dem Aspekt „Wildnis“ gerecht werden. Neutrale, wissenschaftlich basierte Audits verschiedener Fachgruppen haben für Great Dixter bewiesen, dass Mut zu Pflanzen- und Strukturvielfalt direkte Auswirkungen hat auf die Vielfalt an Insekten, Vögeln oder Kleinsäugern. Sein Appell: Gärten können Hotspots für Artenvielfalt sein – wobei die Kombination von „heimisch“ und „exotisch“ bestens funktioniert.

Den beiden Organisatoren Brigitte Röde und Bernd Franzen und nicht zuletzt ihren Teams ist zu dieser 2. Veranstaltung der Dycker Gartenakademie zu gratulieren. So viel geballte internationale Kompetenz, so viel Wille zur Veränderung, so viel positive Energie auf der Bühne, aber auch bei den Teilnehmenden begegnet man selten und schon gar nicht im Gras, bei Gewittern und gelegentlichen Regengüssen.

Wer mehr zur Gartenakademie wissen möchte, findet dies unter www.akademie-dycker-feld.de

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