Gold für ein winziges Gartenparadies
Dass man auch mit einem Minigärtchen voll auf seine Kosten kommen kann, beweisen bis 12. April elf Gartenbaubetriebe und der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V. auf der Stuttgarter Garten-Messe. Eine Jury kürte am Eröffnungstag der „Garten Outdoor Ambiente“ das gelungenste Gartenkonzept. Der Gewinner des Gartenpreises in Gold 2015 ist „Grünimpuls“ aus Oppenweiler. Prämiert wurde ein Gartentraum auf 24 Quadratmeter.
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Zwischen Rollrasen, Basaltbrocken, einer als Formgehölz geschnittenen Felsenbirne, japanischem Ahorn und einem Schneeball der frühblühenden Sorte Tinus, drängen 600 Stauden, Gräser und Farne ans Licht undumkränzen eine Rasenliege. Hier blüht die zarte, duftige Schaumblüte neben Purpurglöcken, Euphorbien neben Kaukasischem Vergissmeinnicht und blaue Anemonen neben Currykraut, Rosmarin und Thymian. Fünf Tage lang haben zwei Menschen geackert, um dieses von Tuffstein umhegte Paradiesgärtlein zu schaffen, in dem sogar noch eine kleine Sitzrunde mit Bänkchen, Tisch und zwei rustikalen Birkenholzklötzen Platz findet. Die Jury war beeindruckt von der Intensität der Gestaltung auf kleinstem Raum. „Wie man sieht, muss ein Garten eben nicht groß sein“, heißt es in der Jury-Begründung, „die Pflanzenkomposition ist harmonisch, abwechslungsreich und gelungen, dadurch entsteht eine dichte Atmosphäre der Geborgenheit.“
Doppelt gewürdigt: Mix aus Natur und Pop
Gleich zweimal prämierte die Jury das freche Gartenkonzept von Schradi Garten-& Landschaftsbau. Das Unternehmen aus Rutesheim erhielt den Gartenpreis in Silber sowie den Sonderpreis für seinen Garten, in dem nichts so ist, wie man es erwartet und kennt. Unter dem Motto „Jung, lässig und bloß nicht perfekt“ realisierte Landschaftarchitekt Volker Schwerteck mit Schradi und einer Reihe externer Spezialisten eine kühne Kombination aus Natur und Pop. Der mit 160 Quadratmeter ziemlich große Garten bietet verschiedene Zonen, Nischen, Plätze zum Sitzen und Liegen. Dieser Garten soll vieles sein, nur eines nicht: ein blitzblankes Wohnzimmer unter freiem Himmel, wie es heute oft in Mode ist. Außerhalb der gepflasterten Sitzbereiche ist der Boden mit Schieferbruch bedeckt, auf dem sich hier und da welkes Laub gefangen hat. Daneben dominieren Elemente aus einer anderen Welt: zwischen Stauden und Sträuchern glatte, hohe Glaswände in leuchtenden Farben, am Fuß einer filigranen Felsenbirne mit Vogelnest im Gezweig, statt der erwarteten Sandkiste für die Kleinen ein freches gelb-grünes Bällebad, und vor der Gartenmauer blickt der Besucher in das riesige Porträt einer rothaarigen Schönheit. Die laute Sprühdosenkunst stammt von einem
Leonberger Sprayer, der die lange Außenwand der Gartenanlage mit einer dynamischen Stuttgart-Collage gestaltet hat. Die Jury sah hier eine gelungene Gesamtkomposition. Sie lobte die „zurückhaltende aterialwahl im Kontrast zu den starken Farben der Accessoires“ und eine einfallsreiche Pflanzung, welche die
Raumbildung unterstützt.
Aus der Zeit gefallen: Bronze für einen ländlichen Garten
„Mal was ganz anderes machen“ wollte Stephan Meier aus Großbettlingen. Weil im Vorjahr alle Beteiligten auf moderne Konzepte gesetzt hatten, entschied er sich heuer dafür, zu zeigen, dass man auch aus gebrauchten, alten, heimischen oder wiederverwertbaren Dingen etwas Schönes schaffen kann. Auf 70 Quadratmetern hat er einen „ländlichen Garten“ realisiert, in dem tatsächlich alles alt ist, und wurde von der Jury mit dem Gartenpreis in Bronze belohnt.
Ein dreiviertel Jahr lang hat der 28-jährige Landschaftsgärtner nur Material gesammelt: Stauseeholz für die Hochbeete – vor Jahrzehnten in Surinam untergegangene Bäume, die heute wegen ihrer enormen Haltbarkeit geschätzt und mit hydraulischen Kettensägen unter Wasser gefällt werden – Zaunpfosten aus den Eichenbalken einer abgerissenen Scheune, Sichtschutz und Abgrenzungselemente aus den rostigen Siebtrommeln aus einer Kiesgrube, ein 200 Jahre alter Schweinetrog, ein einfaches Hof-Brünnele, eine Weinpresse, alte Mostfässer als Pumpentonne oder Pflanzentische genutzt, ein Reisigbündler, dessen schwäbischen Namen „Krälespresse“ man heute so wenig kennt wie seine Funktion, und ein Barkas-Pritschenwagen, Herkunft DDR 1974. Dazwischen wachsen Glanzmispeln als Hochstamm und am Spalier, Bambus und Küchenkräuter, Salate und Blümchen. Ein aus der Zeit gefallenes Gartenstück – so rührend wie der liebevolle Blick auf das anheimelnd Schlichte.
Die Begründung der Jury lautet hier: Der Garten lebt von der Idee des Upcyclings von Materialien. Durch die Kombination alter Gartenutensilien entsteht eine nostalgische Atmosphäre. Längst Vergessenes findet wieder eine sinnvolle Verwendung.
Alle Schaugärten wurden von der Jury anhand eines umfangreichen Bewertungskatalogs begutachtet. Hauptkriterien waren Idee und Umsetzung, wobei es Pluspunkte für das Anregungspotenzial eines Konzeptes gab. Unter den Stichworten Charakter und Stil wurden Harmonie und Proportionen bewertet, außerdem Bepflanzung und Materialien samt Farbharmonie, Gesamtstruktur, Arrangements und Verarbeitung. Auch die Architektur der Anlage und ihre Besonderheiten spielten eine Rolle und schließlich der Gesamteindruck. Je emotionaler, origineller und innovativer, desto mehr Punkte gab es für diesen Aspekt.
Die Garten Outdoor Ambiente ist noch bis 12. April geöffnet. Zu sehen sind extravaganten Schaugärten, eine Vielfalt an Pflanzen und Wasseranlagen, die neuesten Outdoor-Möbeln und dekorativen Garten-Accessoires und eine sensationelle Schau von Bonsai-Kreationen des niederrheinischen Künstlers Ludger Thuilot.
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