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Universität Hohenheim

Neue Erkenntnisse aus der Zecken-Forschung

Durch die Klimaerwärmung verbreiten sich seit letztem Jahr zwei Tropenzeckenarten auch in Mitteleuropa, die Hyalomma-Zecke und die Braune Hundezecke. Passend zum Start in die Zeckensaison präsentiert die Universität Hohenheim nach der Untersuchung von über 3.500 eingesandten Zecken nun erste Ergebnisse.

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Im warmen und vor allem trockenen Klima in Wohnungen kann sich die Braune Hundezecke stark vermehren.
Im warmen und vor allem trockenen Klima in Wohnungen kann sich die Braune Hundezecke stark vermehren.Universität Hohenheim/Katrin Fachet
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Kein Hämorrhagisches Fieber bei Hyalomma

Zwei neue Tropenzecken, zwei neue Risikoquellen: Nach den ersten Funden der tropischen Hyalomma-Zecke und der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) in Deutschland bat Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart vor knapp einem Jahr, verdächtige Zecken einzusenden. Nun gibt die Forscherin vorläufige Entwarnung mit Blick auf das Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber und das Arabisch Hämorrhagische Fieber: die gefürchteten Tropenkrankheiten seien bislang bei keiner der eingesendeten Hyalomma-Zecken nachgewiesen worden. Allerdings trügen knapp ein Drittel dieser Tropenzecken Rickettsien in sich – den Erreger des sogenannte Zecken-Fleckfiebers.

Plage durch die Braune Hundezecke

Die Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus kann, anders als der heimische Holzbock, dauerhaft in Wohnungen und Häusern überleben und sich dort zu einer echten Plage entwickeln. Weitere Funde werden zeigen, ob die Braune Hundezecke im Zuge der Klimaerwärmung auch im Freiland überleben kann.

„Ein Holzbockweibchen kann bis zu 2.000 Eier legen – ein Hundezeckenweibchen bis zu 4.000. Innerhalb kurzer Zeit entwickeln sich mehrere tausend Zecken. Obwohl der Hund ihr bevorzugter Wirt ist, werden auch gelegentlich Menschen gestochen. Da ist sie nicht wählerisch“, so Prof. Dr. Mackenstedt. Werden die Zecken nach Deutschland eingeschleppt, können sie Krankheitserreger übertragen, z.B. das Mittelmeerfleckfieber, das durch Rickettsien ausgelöst wird. Ein Wohnungsbefall durch die Braune Hundezecke ist unschön und mehr als ärgerlich – aber kein Grund, gleich die Abrissbirne zu schwingen, betont Prof. Dr. Mackenstedt deutlich. Es gebe viele Wege, eine Zeckenplage loszuwerden. „Und wir würden Betroffene bei diesem Prozess gerne auch beraten und begleiten. Niemand muss Angst haben, sein Zuhause zu verlieren, sollte es einen Befall geben.“

Buntzecken sind auch im Winter aktiv 

Um die Einsendung der wohl auffälligsten einheimischen Zeckengattung Dermacentor baten sowohl die Universität Hohenheim als auch das Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Hier zeigt die hohe Datenlage mehrere interessante Entwicklungen. „Neben der Hyalomma-Zecke und der Braunen Hundezecke wurden auch mehr als 3000 Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus) und Schafzecken (Dermacentor marginatus) eingeschickt – und das aus Gebieten, aus denen wir nicht einmal wussten, dass sich die Dermacentor-Arten dort verbreitet haben“, erklärt die Zeckenexpertin.

Beide Arten, vor allem aber die Auwaldzecken, sind ganzjährig aktiv. „Besonders im Herbst tritt diese Art jedoch verstärkt auf“, so Prof. Dr. Ute Mackenstedt. „Da ist es keine Seltenheit, dass auch mal zehn und mehr auf einem Pferd oder Hund gefunden werden“. Gelegentlich kommt es auch zu Stichen am Menschen.

Drastischer Rückgang von FSME in Baden-Württemberg

Dr. Gerhard Dobler, Mikrobiologe und Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, kann berichten: „Nach dem Rekord-Zeckenjahr 2018 mit 607 Erkrankungen von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist die Zahl 2019 auf 462 gesunken. Baden-Württemberg zeigt 115 Fälle weniger als letztes Jahr, in Bayern ist die Zahl um 24 Fälle gesunken. Interessant ist auch, dass die FSME-Zahl in den anderen Bundesländern gleich geblieben ist.“

Doch obwohl die Zeckenaktivität gleich hoch geblieben ist, zeigen die Untersuchungen eine Verschiebung der Aktivitätsphasen. Statt zwei großen Zecken-Phasen im April und einer schwächeren im September fällt an einigen Standorten die zweite Aktivitätsphase vollständig aus, an anderen sind die Zecken dafür auch im Hochsommer aktiv.

Runde zwei: Aufruf für Braune Hundezecke und Hyalomma 

Auch 2020 bittet Zeckenforscherin Prof. Dr. Ute Mackenstedt die Bevölkerung um die Zusendung ungewöhnlicher Zeckenfunde.

Festgesogene Zecken am besten mit Zeckenzange, Zeckenkarte oder Pinzette entfernen und in kleinen, festverschlossenen Behältern senden an: Universität Hohenheim, Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Fachgebiet für Parasitologie, Emil-Wolff-Straße 34, 70599 Stuttgart; Vermerk: Zecken

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