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EDITORIAL | FOLKO KULLMANN

Stängel bitte stehen lassen!

Oder besser: wenigstens ein paar. Angesichts der warmen Temperaturen der letzten Wochen ist der spätwinterliche Staudenrückschnitt vielerorts in vollem Gange. Das Gewissen ist ja beruhigt, denn man schneidet ja erst jetzt und nicht schon im Herbst und hat so etwas "Gutes" für "die Tiere" getan. Aber stimmt dieses Mantra wirklich? Dass die Samenstände von Gräsern und Stauden eine wertvolle und wichtige Nahrungsquelle für Vögel sind, steht außer Zweifel. Und natürlich werden abgestorbene Stängel von Insekten zur Überwinterung oder zum Bau von Nisthöhlen für ihre Brut in hohlen Markröhren benötigt und genutzt.
Veröffentlicht am
Kristijan Matic
Ich frage mich dann schon: Welches Insekt legt denn bitte noch im November oder Dezember in grüne, harte Stängel seine Eier, aus denen dann gerade einmal acht Wochen später die Imagi schlüpfen? Genau rechtzeitig, bevor sich die über den Winter angestaute gärtnerische Energie in Beeten und Rabatten entlädt? Dann wäre es tatsächlich egal, wenn im März geschnitten, geschreddert, kompostiert oder abgeflammt wird. Wer wirklich etwas für Insekten im Garten tun möchte, lässt zumindest einen Teil der abgestorbenen Stängel von Rudbeckien, Königskerzen, Chinaschilf und Co. stehen. Lange. Bis zum Umfallen.
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