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Neue Perspektiven

Manchmal tut mir mein Rücken weh. Oder mein Knie. Manchmal auch beides. Dann denke ich: „Na, wie lange willste denn das noch machen?“ Immer auf dem kalten Boden rumkriechen und pflanzen bringt ja auch nicht ewig Freude.

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Glücklicherweise entwickelt sich unsere Gesellschaft zurück in ein Zeitalter, in dem Dienstboten jeglicher Art wieder gefragt sind. Hauslehrer, Fensterputzer, Hundetrainer, Pilates-Coachs, Putzfrauen, Kindermädchen, Hausmeister und Gärtner zu beschäftigen, ist in den besseren Vororten der Republik längst wieder Normalität geworden. Und genau darin sehe ich eine Chance, meine berufliche Perspektive zu verändern und einer schönen, wenn auch völlig in Vergessenheit geratenen Arbeit nachzugehen. Ich werde Schmuckeremit. Diesen Beruf gab es wirklich mal. Googeln Sie das ruhig, wenn Sie nicht wissen, was das ist, und denken, ich hätte mir das nur ausgedacht. So viel Fantasie habe ich nicht. 1795 zum Beispiel arbeitete einer Vollzeit in einem Hamburger Privatpark.

Vom Anforderungsprofil an einen Schmuckeremiten müsste ich das hinbekommen. Mein körperlicher Verfall ist keine Hürde, da ich eh nur den ganzen Tag in einer Höhle oder in einer Tonne hocken würde und von einem Ziereremiten auch keine Sixpacks erwartet werden. Natürlich hoffen meine Kunden, wenn ich dem Besuch vorgeführt werde, auf ein paar durch Alter und Erfahrung getränkte Sätze von mir. Ich denke, das ist kein Problem. Ich habe ein abgeschlossenes geisteswissenschaftliches Hochschulstudium, das jetzt endlich Früchte tragen könnte. Ältere Besucher hören von mir Weisheiten wie: „Es ist ja auch nicht alles Gold, was glänzt“, „Panta rhei!“ oder „Ein Flachdach ist nie richtig dicht“. Dann nicken wir einträchtig, sagen seufzend „Jaja“ und ich habe meine Ruhe. Die jüngere Zielgruppe ist da eindeutig anspruchsvoller. Die beeindrucke ich mit Sätzen wie „Connectivity by @Performance“. Wenn das nicht reicht, deute ich mit knochigen Fingern gen Himmel und verkünde drohend: „Weh euch! In eurem Milchschaum leben mehr Bakterien als in einem Gully in Kalkutta.“ Dann machen wir zusammen ein Selfie, ich geh wieder in meine Höhle und gucke weiter NetFlix. Cooler Job!

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