Ahnungslos öffne ich den Kühlschrank und entdecke sie - auf der Seite liegend. Sie ist verändert. Kaum wiederzuerkennen. Und ich zögere, sie zu berühren. Meine vergessene Zwiebel streckt mir ein Bündel weißblasser Arme entgegen. Nur am äußersten Ende zeigen sie einen Anflug von Grün. Jung und zart schieben sie sich aus dem Zwiebelgehäuse - erst seitlich, dann in entschiedenem Schwung nach oben. Und eben das sticht mir ins Auge: Die Zwiebelsprossen sind um die Kurve gewachsen, haben einen Haken nach oben geschlagen - himmelwärts. "Sie recken sich zum Licht!", schießt es mir durch den Kopf. Und im nächsten Augenblick merke ich den Widersinn: Es gab kein Licht, nach dem sie sich hätten recken können; die Triebe sind in dunkler Nacht erwacht...