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DGGL Landesverband Hessen

Garten-Oskar für den Landschaftspark Wellritztal in Wiesbaden

Mit dem DGGL-Garten-Oskar wird "zeitgenössische Garten- und Landschaftskultur in Hessen" ausgezeichnet. Der Preis wird für herausragende gartenkulturelle Leistungen vergeben, die in Hessen in den letzten 5 Jahren realisiert wurden. Nun wurde der Landschaftspark Wellritztal in Wiesbaden für seine Gestaltung zusammen mit der Renaturierung des Wellritzbachs ausgezeichnet.

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Garten-Oskar 2023 geht an das Wellritztal nach seiner Renaturierung, eingebettet in einen umgebenden Glandschaftspark.
Garten-Oskar 2023 geht an das Wellritztal nach seiner Renaturierung, eingebettet in einen umgebenden Glandschaftspark.Alena Deutlova
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Renaturierung Wellritzbach und Gestaltung Landschaftspark Wellritztal

Der Landschaftspark Wellritztal ist heute einer der wichtigsten Grünzüge der Landeshauptstadt Wiesbaden und verbindet die freie Landschaft mit der Innenstadt. Durch das Tal führt der Wellritzbach als eines der fünf Fließgewässer, denen Wiesbaden seine Topografie verdankt. Das Westend von Wiesbaden, das direkt an das Wellritztal anschließt, zählt mit einer Bevölkerungsdichte von über 27.000 Einwohnern je Quadratkilometer (bei rund 18.000 Einwohnern insgesamt und einem Ausländeranteil von 33 Prozent) zu den am dichtesten besiedelten Stadtteilen Deutschlands. "Entsprechend hoch ist heute der Erholungsdruck, der auf diesem Park lastet", schildert Christoph Schmitt von Herrchen & Schmitt Landschaftsarchitekten Wiesbaden, der für die Planung und Bauüberwachung des Projektes verantwortlich zeichnet.

"Vor der Renaturierung des Wellritzbachs und der Gestaltung des Landschaftsparks war das Wellritztal in diesem Bereich nicht für die Bevölkerung zugänglich. Gärtnereien überprägten den Talraum und der Wellritzbach wurde – so wie in den 1950er- und 1960er-Jahren üblich – jahrzehntelang in eine Betonrinne gezwängt", so Schmitt. Der Verlust ökologischer Funktionen, der Rückgang der Artenvielfalt und fehlende Retentionsräume für Hochwasser waren die Folge.

Auenlandschaft fördert Artenvielfalt und Klimaresilienz

Die Renaturierung des Wellritzbaches und die Gestaltung des Wellritztals bot eine große ökologische Chance für das Gebiet. In zwei Bauabschnitten wurde der Bach im unteren Wellritztal bis zum Kurt-Schumacher-Ring wieder in ein naturnahes Gewässerbett zurückverlegt und der ökologische Zusammenhang zur angrenzenden Auenlandschaft wieder hergestellt. Durch die Renaturierung erhielt der Wellritzbach ein strukturreiches Gewässerbett, in dem kleine und größere Steine für eine abwechslungsreiche Strömung sorgen und so einer Vielzahl von Wassertieren Lebensraum bieten. Neben einer zurückhaltenden Startbepflanzung der Ufer mit Gehölzen ist die Vegetation sich selbst überlassen, um durch Sukzession den Rohboden zu besiedeln. Das fördert die Entwicklung einer auentypischen Pflanzenwelt und leistet einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt vor Ort. Der Bach kann sich ein Stück weit seinen Weg wieder selbst bahnen, und nach jedem stärkeren Regen sieht die Landschaft ein bisschen anders aus. Für die Wiesbadener Bürger entstand in den Wiesenauen ein attraktives innenstadtnahes Naherholungsgebiet.

Die landschaftlichen und ökologischen Qualitäten des Ortes spiegeln sich in der besonderen Struktur- und Gestaltsprache des Parks wider. Dabei liegt die Qualität der Gestaltung in der konzeptionellen Schwerpunktsetzung hinsichtlich der Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Entwicklung der vorhandenen Biodiversität sowie in der Klimaresilienz.

Die Ausrichtung des Parks nach Aspekten des Arten- und Biotopschutzes stand mit im Fokus der Planung, sodass eine besondere ökologische Qualität entstanden ist, welche die Artenvielfalt fördert und entwickelt, ohne die Bedürfnisse des Menschen nach fußläufig erreichbaren stadtnahen und öffentlichen Erholungsflächen zu negieren. So gelang eine optimale stadträumliche Einfügung der ehemaligen Gärtnereiflächen, die Angebote für eine aktive Aneignung nutzbarer Freiräume durch Erholungssuchende in Stadtnähe schafft und dabei dennoch dem enormen Erholungsdruck der Parkbesucher standhält.

Ein nachhaltiges und hinsichtlich klimatischer Aspekte zukunftsfähiges Begrünungskonzept dient mittels Sukzession, schattenspendender standortangepasster Baumpflanzungen mit darunterliegenden Sitzgelegenheiten sowie landschaftstypischen Wiesenflächen der Kaltluftentstehung und  -weiterleitung. Der neu geschaffene Talraum ist somit funktional Luftaustauschbahn und klimatischer Ausgleichsraum und sorgt für ausbleibende Hitzebelastung auch in den Randbereichen der angrenzenden Wohnquartiere.

Die "Renaturierung des Wellritzbaches und Gestaltung des Landschaftsparks Wellritztal" wurde im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie vom Land Hessen aus dem Landesprogramm "Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz" gefördert. Unter der Bauherrschaft des Umweltamts der Landeshauptstadt Wiesbaden haben bei dem Projekt eine Vielzahl von Fachbereichen und Büros zusammengearbeitet. Die Planung und Bauoberleitung oblagen Herrchen & Schmitt Landschaftsarchitekten aus Wiesbaden.

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