Gutes tun für den Igel
Sterile Gärten, Insektensterben und der Verlust an Lebensraum lassen die Igel-Bestände schrumpfen. Mit ein paar einfachen Maßnahmen können Gartenbesitzer ihren stachligen Mitbewohnern helfen.
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Igelpopulation im Sinkflug!
Es gibt nicht viele Studien über den Igel. Als nachaktive Tiere sind sie schwer zu beobachten. Lange galten die Bestände als gesichert. In Wahrheit geht die Zahl der Igel spätestens seit Mitte der 1990er-Jahre stark zurück. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Untersuchungen, für die bestimmte Straßenabschnitte in Bayern und Hessen Jahrzehnte lang regelmäßig abgefahren wurden. Der Bestand der Igel lässt sich anhand der Verkehrsopfer einschätzen: Viele tote Igel am Straßenrand deuten auf einen hohen Bestand hin, wenig tote Igel auf einen niedrigen. Bis heute ist der Bestand regelrecht zusammengebrochen. „Die Ergebnisse decken sich mit denen aus England, Dänemark, Schweden und anderen Ländern“, sagt Berger. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. „Die Igel leiden besonders unter dem allgemeinen Insektensterben“, so die Wissenschaftlerin. Auch die Zerstörung der Lebensräume, die intensivere Landwirtschaft und der Klimawandel spielen eine Rolle: Wird es zwischen November und Februar zu warm, wachen die Winterschläfer zu früh auf und verlieren bei der Suche nach Nahrung zu viel Energie.
Gefahr im Garten durch Mähroboter und Motorsensen
In jüngster Zeit sind neue technische Gefahren hinzugekommen: Mähroboter machen vor kleinen, zusammengerollten Igeln nicht Halt. Auch Laubbläser und Motorsensen sind eine Gefahr für die Tiere. „Die Zahl der Igel, die mit schlimmsten Verletzungen zu uns kommt, hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen“, sagt Cornelia Schicke, Vorsitzende des Vereins „Igelhilfe Radebeul“ in Sachsen. Jahr für Jahr päppelt ihre Initiative - wie viele andere Auffangstationen auch - Hunderte Igel wieder auf. Bis zum Sommer waren es bereits mehr als 400. Im Herbst wird die Zahl noch einmal nach oben schnellen, wenn Igel, die eigentlich schon im Winterquartier sein sollten, noch hungrig umherlaufen. „Wir bekommen immer mehr Igel, die viel zu leicht sind“, sagt Schicke. Einige vier Wochen alte Igel brachten nur 54 Gramm auf die Waage. Normal müsste es mehr als das doppelte Gewicht sein. „Die Tiere verhungern, weil sie nicht genügend Würmer und Insekten finden“, so die Vereinsvorsitzende.
Gärten igelfreundlich gestalten
Als Anne Berger mit der Igel-Suche in Berlin begann, fand sie im Treptower Park noch 50 Tiere. Heute sind es nur noch zwei oder drei. Eine stichhaltige wissenschaftliche Erklärung für den starken Rückgang gibt es nicht. Allerdings wurde das Parkmanagement vor ein paar Jahren umgestellt: Hecken und Gebüsche wurden so stark zurückgeschnitten, Laub- und Reisighaufen so konsequent abtransportiert, dass Igel große Schwierigkeiten haben dürften, sich dort zu verstecken. Dabei ist es gar nicht so schwer, seinen Garten igelfreundlich zu gestalten.
Schon folgende Maßnahmen helfen weiter:
- Mähroboter nicht nachts fahren lassen
- Sensen und Laubbläser nur wenn nötig einsetzen
- Wiese statt Rasen bietet mehr Futterinsekten
- Verzicht auf Pestizide, vor allem auf Insektizide und Schneckenkorn
- Dreckecken im Garten mit Laub und Ästen als Nest für den Winterschlaf
Igel gefunden: Richtiges Verhalten rettet Igelleben
Hat man einen Igel gefunden und möchte wissen, ob und wie ihm geholfen werden kann, gibt die Infografik "Erste Hilfe beim Auffinden eines Igels" der Heinz Sielmann Stiftung Anhaltspunkte für das richtige Verhalten. Im Zweifelsfall sollte unbedingt ein igelkundiger Tierarzt oder eine Igelstation kontaktiert werden.
Weitere Informationen finden Sie bei der Heinz Sielmann Stiftung.
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