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80-Jahr-Jubiläum im Rosengarten in Pinneberg

Die Anerkennung des Rosengartens Pinneberg als Gartendenkmal im Jahr 2013 durch das Amt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein ist wohl das aktuell bedeutendste Ereignis in seiner achtzigjährigen Geschichte. Der Rosengarten ist damit einer der ältesten in seinen architektonischen Grundstrukturen erhaltene und geschützte Park dieser Art in Schleswig-Holstein.

Am 27. Juni 2015 findet der Rosen- und Pflanzenmarkt im Rosengarten statt. Daneben gibt es viele weitere Veranstaltungen zum Jubiläum. Klicken Sie hier!

Veröffentlicht am
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G. Müller
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Joachim Malecki beschreibt im Folgenden die Geschichte des Pinneberger Rosenparks. Weitere Informationen finden Sie in den pdf-Dateien im Anhang (Links siehe unten).

Autofahrer, Fahrradfahrer und Fussgänger fanden ihn nicht leicht, den Pinneberger
Rosengarten. Aber inzwischen gibt es eine gute Ausschilderung, nicht nur für ortsfremde
Besucher, sondern auch für die Pinneberg Bürgerinnen und Bürger, bei denen noch vor
wenigen Jahren der Rosengarten fast in Vergessenheit geraten war. Von der chronisch
finanzschwachen Kommune knapp unterhalten, fristete er in den vergangenen
Jahrzehnten ein eher geduldetes Schicksal, immer bedroht von der Bodenspekulation und
Begehrlichkeiten von Investoren. Die Stadt Pinneberg war und ist diesbezüglich ein
trauriges Beispiel verfehlter Stadtentwicklungspolitik. Viel historische Bausubstanz
musste weichen mit dem Ergebnis der Beliebigkeit des Stadtbildes.


Dann geschah ein kleines Wunder. Engagierte Menschen fanden sich zusammen,
gründeten den „Freundeskreis Rosengarten Pinneberg e.V.“ und machten sich an die
Arbeit. Das erste Ziel war, diesen Kleinpark von ca. 3 Hektar Grösse wieder in das
Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Das 75ste Gründungsjahr stand an und war ein
guter Anlass. Die darauf folgenden Recherchen machten deutlich, um was für ein Juwel
es sich handelte. Der Rosengarten Pinneberg war das symbolische Zentrum des einst
grössten und erfolgreichsten Rosenzüchter- und Rosenanbaugebietes Europas. Er war der
Schaugarten der Rosen-Neuzüchtungen und Stadtpark für die Pinneberger Bevölkerung.
Er war Mittelpunkt der legendären jährlichen Holsteiner Rosenfeste, zu denen jeweils bis
zu 50.000 Besucher aus ganz Europa kamen.


Nach 8 Jahren war alles vorbei. Der zweite Weltkrieg kam und machte aus dem
Rosengarten einen Gemüseacker zur Versorgung der hungernden Bevölkerung. Die
Rosenbeete wurden abgelöst von Kartoffeläckern und Kohlfeldern. Die Möblierung mit
Lauben, Pergolen, Rankrosenstelen und Bänken aus feinstem Art-Deco-Design wurde
Feuerholz, denn niemand sollte hungern oder frieren, wie es das „Winterhilfswerk“ der
Nationalsozialisten suggerierte. Die Pinneberger veränderten diesen Spruch in „niemand
soll hungern, ohne zu frieren“.


Erst 1950 baute die Stadt den Rosengarten wieder auf, im Stil der 50er Jahre. Die alte
Schönheit war dahin, die zentrale Rolle der Region als Rosenzüchterland auch. Von den
ehemals 80 Rosenbaumschulen blieben drei, die allerdings haben nach wie vor Weltruhm
(Wilhelm Cordes, Matthias Tantau und Gustav Strobel).


Der Freundeskreis Rosengarten Pinneberg hat inzwischen 120 Mitglieder und das Ziel,
diesem Park wieder dem alten Glanz näher zu bringen. In den vergangenen 5 Jahren
konnten aus Spenden umfangreiche Rosenneupflanzungen erfolgen. Der Nachbau der
historischen Art-Deco-Möblierung erfolgte mit dem Ziel, die Ausstattung vom
Gründungsjahr 1935 wiederherzustellen. Jährlich findet, in diesem Jahr sechsten Mal, am
letzten Juniwochenende ein Rosen- und Pflanzenmarkt statt, der inzwischen mehrere
tausend Besucher anlockt.


Eines der wichtigsten Ziele hat der Freundeskreis im vergangenen Jahr erreicht. Der
Pinneberger Rosengarten wurde in die Gartendenkmalliste des Landes Schleswig-Holstein
aufgenommen. Neben der Anerkennung des historischen Wertes ist damit auch eine
dauerhafte Sicherung dieses Areals vor Spekulationen erreicht worden, das erfreuliche
Ergebnis bürgerlichen Engagements.


Wer den Rosengarten besuchen möchte, findet ihn am Rande des Stadtwaldes „Fahlt“,
eines Buchen-Mischwaldes auf einer eiszeitlichen Grundmoräne. Ein schöneres Entree
kann man sich kaum vorstellen. Die Haupt- und Nebeneingänge sind mit weiterführenden
Wander- und Fahrradwegen verbunden. Der Rosengarten selbst besteht aus einer Nord-
Süd- Hauptachse und einer Ost-West Nebenachse, die Grundfigur des historischen
Grundrisses, die weitgehend erhalten geblieben ist. 8500 Rosenstöcke in ca. 100
verschiedenen Sorten werden gezeigt, klassisch bewährte und Neuzüchtungen. Daneben
begleitende Stauden und Frühjahrsblüher, ein Kräutergarten, ein Schachgarten und noch
einige Baumexoten, die sich in den vergangenen Jahrzehnten eingeschlichen haben.
Der Freundeskreis erarbeitet zur Zeit einen Entwicklungsplan mit dem Ziel, den Zustand
von 1935 weitgehend wieder herzustellen. Ein riesiges Unterfangen mit vielen
Unbekannten. Eine Mammutaufgabe für die kommenden Jahrzehnte. Aber es ist jetzt
schon viel erreicht. Der Bekanntheitsgrad und die „in-Wert-Setzung“ steigen. In diesem
Sommer kommt die „Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde“ zu Besuch. Ein Ritterschlag.

Autor: Joachim Malecki

 

Infos zum Freundeskreis Rosengarten Pinneberg finden Sie hier!

Infos zur Geschichte des Rosengartens Pinneberg und zum Pinneberger Rosenmarkt finden Sie hier!


Adresse: Rosengarten Pinneberg, 25421 Pinneberg, Fahltsweide.
Freundeskreis Rosengarten Pinneberg e.V. - www.rosengarten-pinneberg.de
Veröffentlichungen: „Die Geschichte des Pinneberger Rosengartens“ von Joachim Malecki
und Klaus Jürgen Strobel, 2010 im Eigenverlag des Freundeskreises

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