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Menschen

Urs Walser verstorben

Am 9. April 2021 ist Urs Walser im Alter von 76 Jahren gestorben. Er gilt als einer der Begründer des „New German Style“ und war von 1982 bis 1997 Leiter des Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof und von 1998 bis 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Pflanzenverwendung in der Landschaftsarchitektur an der Universität Dresden sowie in der Karl-Foerster-Stiftung als Kuratoriumsmitglied tätig. 

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Urs Walser im Sommer 2020
Urs Walser im Sommer 2020 Tobias Walser
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Urs Walser wurde 1944 in Zürich geboren und arbeitete nach seiner Gärtnerlehre bei Carl Frikart in der französischen Schweiz und in einem Galabau-Betrieb in Zürich, bevor er an der Ingenieurschule für Gartenbau in Weihenstephan (heute Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) studierte. Nach dem Studium arbeitet Walser als Redakteur der von Professor Hermann Mattern herausgegebenen Zeitschrift „Grün. Das Gartenmagazin“, bevor er von 1973 bis 1977 im Planungsbüro des Landschaftsarchitekten Professor Hans Luz in Stuttgart tätig wird, für das er die Planung und Bauleitung des pflanzlichen Teils der BUGA 1977 verantwortet. Im selben Jahr macht er sich mit seinem eigenen Planungsbüro als Landschaftsarchitekt selbstständig und übernimmt 1981 den Neuaufbau und die Gesamtleitung des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim. Walser war bis 1997 Leiter des Hermannshofs und gilt neben Rosemarie Weisse und Hans Simon als einer der Begründer des „New German Style“. 1998 wurde er als Professor für Pflanzenverwendung an die Technische Universität Dresden berufen, wo er bis 2009 lehrt. Von Kollegen und Studenten, die ihm begegnet sind, wird stets sein großes fachliches Können, sein­e Freundlichkeit und Fürsprache und ansteckende Begeis­terungsfähigkeit für das Fach hervorgehoben. Walser gehörte auch dem Kuratorium der Karl-Foerster-Stiftung an, das er mit seiner zurückhaltend-konstruktiven Art und seinem Fachwissen bereicherte.

Wegbegleiter, Freunde und ehemalige Kolleginnen und Kollegen erinnern sich:

„Urs Walser habe ich zu vielen und ganz unterschiedlichen Momenten kennenlernen dürfen. Mitte der 1970er-Jahre, als ‚der Hansen-Schüler’ im Büro meines Vaters die Staudenpflanzungen zur Bundesgartenschau 1977 in Stuttgart geplant hat. Dann etwas später im Hermannshof in Weinheim. Auch dort hat er den landschaftsarchitektonischen Entwurf des Gartens im Wortsinn aufblühen lassen. Danach als tiefgrabenden Erklärer seiner Staudenpflanzungen bei seinen Vorträgen in Grünberg oder auch bei Veranstaltungen rund um die IGA 1983 hier in München. In Stuttgart dann wieder als Urs die Staudenpflanzungen im Killesberg zur IGA 1993 neu angelegt hat. Ich habe zur gleichen Zeit im angrenzenden Wartberg die Staudenpflanzungen planen dürfen. Hier erinnere ich mich sehr gerne an ein mit Lust und Laune getrunkenes Viertele, als wir uns darüber ausgetauscht haben, wie man denn die Misch­pflanzungen lesbar zu Papier bringen könnte, statt sich die Bandscheiben zu ruinieren.

Bei der nächsten Gelegenheit haben wir uns – komischerweise – verpasst, obwohl wir beide im Riemer Park als Blumenstrauß zur BUGA 2005 zusammen etwa 3,5 ha Staudenflächen beplant haben. Zum Glück gab es dann etwa zehn Jahre später die gemeinsamen Sitzungen im Kuratorium der Karl-Foerster-Stiftung, die immer auch mit Kulinarik und Exkursionen verbunden waren. An Urs habe ich in all den Jahren bewundert, wie bildlich – und damit verständlich – er die Texturen und Farben seiner Staudenvergemeinschaftungen erläutern konnte. Diese Reisen durch die Staudenbilder eines Gartenjahres bleiben mir unvergesslich und ich bin dankbar für jeden dieser Momente, den ich mit Urs Walser erleben durfte.

Heiner Luz

 

„Lieber Urs,

wie sehr Du mit Deinen wunderbaren Pflanzungen im Hermannshof in Weinheim die Verwendung von Stauden in den 1980er-Jahren geprägt hast, ist heute nur wenigen Menschen bewusst. Deine feinfühlige Art, eine umfangreiche Pflanzenkenntnis mit ästhetischem Bewusstsein zu verbinden und Vegetationsbilder zu entwerfen, hat eine Generation von Gartenarchitekten und Pflanzenliebhabern beeinflusst. In unserer gemeinsamen Arbeit, besonders für die Pflanzungen auf der IGA 93 in Stuttgart, habe ich gelernt, wie wichtig und zielführend es ist, Themen und Bilder zu formulieren und daraus Pflanzenvorgaben für den jeweiligen Standort zu entwickeln. Während der gemeinsamen Arbeit war Euer Haus stets von Musik erfüllt. Sigrid gab am Cembalo den sphärischen Sound vor und Jörg am Klavier entwarf Improvisationen über Jazzstandards. Wenn Deine ‚Komposi­tionen’ und ‚Variationen’ auf Papier fixiert waren, konnte die Realisierung folgen. Wie intuitiv war es, jede einzelne Staude vor Ort selbst auszulegen, nicht starr nach Pflanzplan, nein, eher vor Ort die Stimmung noch einmal erfassen und dann die Komposi­tion wie ein Improvisator darbieten. Das beherrschte wohl niemand so gut wie Du und ich bin dankbar, das zusammen mit Dir erlebt zu haben. Anlässlich Deines Todes geht mir eine Brecht-Zeile durch den Kopf: ‚Denn man muss dem Weisen seine Weisheit erst entreißen’ … Ich glaube, dass viele Auftraggeber, Kollegen, Studenten damit nicht immer klar­gekommen sind und nicht die Geduld hatten, Deine sensible Art zu erfassen. Die Ergebnisse Deiner Arbeit und Deines Schaffens mögen weiterbestehen und die zukünftige Arbeit an Pflanzungen inspirieren.“

Michael Palm

 

„Ich habe Urs immer als unglaublich warmherzigen, sensiblen und tiefgründigen Menschen erlebt. Ich hatte als Freund, Nachfolger und Fortsetzer seiner Arbeit im Hermannshof sicher ein ganz besonderes, vertrauenswürdiges Verhältnis zu ihm. Ich bin dankbar und stolz, dass ich in Weinheim sein Werk im Hermannshof fortsetzen und weiterentwickeln kann, mit neuen Akzenten natürlich, aber doch immer mit viel Respekt für meinen Vorgänger. Insofern leben seine Ideen und Prinzipien in modifizierter Form bis heute im Hermannshof fort. Ich habe durch die Analyse seiner Pflanzungen viel gelernt und konnte mich so seiner Philosophie der Pflanzenverwendung und Gestaltung Schritt für Schritt annähern. Es war aber weit mehr als nur die Erkenntnis über die besonderen Pflanzenkombinationen. Ich habe Urs über die Auseinandersetzung mit seinen Pflanzungen als feinsinnigen, künstlerischen Menschen kennengelernt. Später, als ich Urs auch persönlich besser kannte, hat er mich in seine Gestaltungsprinzipien eingeführt. In Erinnerung geblieben ist mir vor allem, dass es ihm besonders auf die Gestaltung der Über­gänge zwischen benachbarten Themen ankam. Ein Pflanzthema sollte weich und leise ‚ausschwingen’, um dann das Auge langsam auf das nächste Thema vorzubereiten, bis sich dieses dann selbst wiederum zu einem Höhepunkt ‚aufschwingt’ – sicher eine Parallele zur Musik. Wege sollten nie als Grenzen wahrgenommen werden, sie sollten die Pflanzungen ‚durchschneiden’, sodass sich die Besucher scheinbar ‚mitten durch die Pflanzthemen bewegen’. Ein anderes Prinzip, das er mir erläutert hat, war der Kontrast zwischen artenreicher Bepflanzung und ruhigen Teppichen aus meist eine­­r Art, die wie ein monochromer ‚Spiegel’ unter den Gehölzen liegen sollten, um sie deutlicher herauszustellen. Auch das findet sich bis heute im Hermannshof und auch ich habe diese Idee immer wieder aufgenommen.“

Prof. Cassian Schmidt

 

„Urs Walser war eine Schlüsselfigur bei meiner Entdeckung naturalistischer Pflanzungen Mitte der 1990er-Jahre. Ich erinnere mich, wie ich im Sommer 1994 mit meinem Sohn im Schlepptau auf dem Hermannshof auftauchte. Urs und seine Familie nahmen uns bei sich auf und ich verbrachte einen wunderbaren Tag mit der Erkundung des Gartens. Es war eine Offenbarung für mich. Ich besuchte ihn in den nächsten Jahren noch zwei- oder dreimal und lernte unglaublich viel von ihm, da er sein Wissen und seine Visionen so großzügig weitergab.“

Dr. Noel Kingsbury

 

„Urs Walser wurde 1998 als Professor für Pflanzenverwendung an die Technische Universität Dresden berufen. Die folgende Lehr- und Vortragstätigkeit spiegelte die Einflüsse um Richard Hansen, sein Schaffen im Hermannshof und die Gestaltung seiner zahlreichen Pflanzungen wider. Am Institut in Dresden erinnert man sich gerne an seine Einsatzbereitschaft. So gehört Walser zu den Begründern und Mitwirkenden im Freundeskreis des Instituts für Landschaftsarchitektur. Von Kollegen und Studenten, die ihm begegnet sind, wird stets seine Freundlichkeit, Fürsprache und sein großes fachliches Können hervorgehoben. Bei Rundgängen durch seine Pflanzungen teilte er seine Ideen- und Gedankenwelt bereitwillig und mit Freude. Walser pflegte ein inniges Verhältnis zur Musik, deren Kompositionsregeln augenscheinlich auch seine Pflanzungen inspiriert haben.“

Juniorprof. Dr. Martin Hellbach

„Mitten in einer Zeit, in der sich vieles in engerem Kreis dreht, kam die Nachricht über den Verlust dieses herzensguten, immer optimistischen und bescheidenen Kollegen. Wenn es in den 1980er- und 1990er-Jahren einen Stararchitekten unter den Pflanzenverwendern gegeben hätte, wäre es Urs Walser gewesen. Fast zwanzig Jahre lang hat er den Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim gestaltet, bepflanzt und geprägt und zu einer herausragenden Gartenanlage entwickelt. Genera­tionen von Studierenden, Planerinnen und Planern sind in diese­­n Jahrzehnten nach Weinheim gepilgert, haben sich von der herausragenden Pflanzenkenntnis und einfühlsamen gestalterischen Kompetenz vonUrs Walser prägen und inspirieren lassen.

Großzügige Staudenlandschaften für verschiedene Lebens­bereiche, starke Blattkontraste, Blühkontraste in Komplementärfarben und vor allem weiche Übergänge zwischen Sonnenstandorten und Schattenstandorten waren zu fantastischen Landschaftsbildern verbunden. Urs Walser hat in seinen Pflanzungen im Westpark München und in Weinheim das in Perfektion umgesetzt, was sein Lehrer und Mentor Richard Hansen in Weihenstephan entwickelt und kleinräumig getestet hat. Im Gespräch kam Urs immer wieder auf Hansen zu sprechen, der ihn als Freund und Fachmann über Jahrzehnte begleitet und immer wieder fachlich einbezogen hat. Hansen war davon überzeugt, dass gerade die Anpassung von Staudenkombinationen auf den individuell vorgefundenen Standort und den passenden Lebensbereich zu langlebigen und pflegeleichten Pflanzungen führt. Urs fügte hinzu, dass er zudem darauf achten würde, Pflanzen aus verschiedenen Kontinenten immer mit Arten desselben Herkunftsraums zu kombinieren. Mit Blütenfarben ließe sich leichter entwerfen, es sei aber schwierig, die unterschiedlichen Laubtönungen miteinander zu kombinieren und zu harmonischen Pflanzbildern zu verbinden. Arten aus denselben Herkunftsregionen würden automatisch besser zusammenpassen. Diese und andere Tipps bei der Gestaltung von Pflanzungen konnte er als Professor für Pflanzenverwendung an der TU Dresden noch viele Jahre an die nächste Generation weitergeben. Es ist sehr schade, dass wir mit Urs Walser einen ganz wichtigen Pflanzplaner und guten Freund verloren haben. Mögen die noch bestehenden herausragenden Artenkombinationen und Pflanzempfehlungen uns noch lange begleiten und die auf Erfahrung und Können basierenden Pflanzungen noch viele weitere Generationen zu neuen Gestaltungen anregen.“

Prof. Dr. Swantje Duthweiler

 

„Ich traf Urs das erste Mal auf einer der Konferenzen über Stauden und öffentliche Gärten. Das war in den 1990er-Jahren. Urs besuchte auch Hummelo, wo wir lange über Pflanzen diskutierten und darüber, wie er meine Art von neuen Ideen über Bepflanzungen im Zusammenhang mit der Art und Weise sah, wie er im Hermannshof in Weinheim gärtnert, was ganz anders war als mein Stil des Gärtnerns. Seine Vision basierte auf Lebensräumen und Gemeinschaften, wie es heute noch von Cassian Schmidt gemacht wird. Urs konnte eine Menge Ähnlichkeiten in seiner und meiner Arbeit sehen. Ich war gerade dabei zu entdecken, wie und wo Pflanzen gerne wachsen und besuchte Weinheim mehrmals, um seine Arbeit zu sehen und zu verstehen. Wir wohnten bei Urs und seiner Frau und entdeckten eine ganz neue Welt, die stark dazu beitrug, wie ich mich im Pflanzendesign entwickelte. Urs war ein Mensch, an den ich mich immer erinnern werde.“

Piet Oudolf

 

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