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Pflanzenzüchtung

Auf der Suche nach einer neuen Rhododendron-Sorte

Als Pflanzenzüchter in bereits zweiter Generation wird Rhododendron-Experte Holger Hachmann, Inhaber der Baumschule Hachmann in Barmstedt, oft gefragt, ob es für ihn überhaupt noch Herausforderungen und Neues gäbe. Hier berichtet Holger Hachmann aus dem Alltag eines Züchters, der täglich neue Herausforderungen und unglaublich viel Spannendes mit sich bringt.

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Eine neue Rhododendron-Züchtung von Hachmann mit viel Potenzial: Pushy Purple "Hachmagic"
Eine neue Rhododendron-Züchtung von Hachmann mit viel Potenzial: Pushy Purple "Hachmagic"Baumschule Hachmann
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Für Holger Hachmann ist der Beruf des Pflanzenzüchters der spannendste der Welt, denn es werden sowohl unendliche Geduld und absolute Sorgsamkeit als auch Kreativität und viel Fantasie verlangt.

Strenger Selektionsprozess für die besten Neuheiten

In einem strengen und arbeitsintensiven Selektionsprozess wird aus der Idee eines Baumschulers eine neue Pflanzensorte für unsere Gärten. Ziel ist es, während der mehrjährigen gründlichen Testphase möglichst alle Schwächen der Pflanzen zu erkennen und auszumerzen. Dabei ist viel sorgfältige Handarbeit nötig. Ausgesuchte Pollen einer frischen Blüte werden per Hand auf die Nabe der Zielpflanze getupft. Die dann entstehenden Saatkapseln werden noch vor dem Aufplatzen geerntet, kühl und dunkel gelagert und im nächsten Frühjahr zum Keimen gebracht. Nach ca. 5 Jahren blühen die Rhododendren zum ersten Mal. Zu diesem Zeitpunkt sind von den ursprünglich rund 25.000 Sämlingen eines Züchtungsjahrganges lediglich ca. 60 Pflanzen übrig. Diese müssen sich in einem strengen Selektionsprozess mit harten Winterbedingungen und heißen Sommern mit Wassermangel und gelegentlicher Dürre beweisen. Die jungen Pflanzen sind auch gezwungen, etwaigen Schädlingen standzuhalten, da keine bzw. kaum Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Diese sehr praxisnahe und harte Vorauslese bestehen nur absolut robuste und gesunde Pflanzen, von denen wiederum jedes Jahr nur die besten fünf Pflanzen für die Produktion ausgewählt werden.

Gespür für Pflanzentrends

Neben profundem Pflanzenwissen müssen Pflanzenzüchter über ein feines Gespür für aktuelle und vor allem zukünftige Trends verfügen, denn, so betont Baumschuler Hachmann: „In der Regel benötigt man – ausgehend von der ersten Idee – bis zu 15 Jahre, um mit einer neuen Sorte in die Produktion gehen zu können.“ Damit sie mit der Pflanzenentwicklung aktuelle Nachfragen adäquat bedienen können, müssen die Züchter sowohl bei gärtnerischen Entwicklungen stets auf dem Laufenden bleiben als auch persönliche Vorlieben der Kunden kennen. So lehnen sich z.B. die nachgefragten Farben oft an die aktuelle Textilmode an, so kann es derzeit nicht farbenfroh und kontrastreich genug sein. Die Grundanforderungen an die neuen Sorten sind dabei stets dieselben. So ist eine gute Winterhärte der Pflanzen essentiell. Ebenso ist eine robuste Gesundheit selbstverständlich; die Pflanzen sollen später nicht von einem ständigen Pflanzenschutzmitteleinsatz abhängig sein. Wünschenswert ist eine lange Blütezeit mit reinen und kräftigen Farben.

Wichtig ist für die Pflanzenzüchter, rechtzeitig auf grundlegende Änderungen zu reagieren. So stellen sie sich bereits seit mehreren Jahren auf den Klimawandel ein und verwenden möglichst nur noch Sorten mit dickwandigen Blüten für die Zucht, da diese Hitze und Trockenheit besser überstehen.

Kontinuierliche Züchtung ermöglicht schnelle Reaktionen auf sich ändernde Anforderungen. So wurden z.B. die Privatgärten seit den 1950er-Jahren immer kleiner. Niemand konnte und wollte mehr die großen, sehr ausladenden Rhododendren der Parks im eigenen Garten haben. Ein Glück, dass damals Holger Hachmanns Vater die kleinen und kompakten Yakushimanum-Sorten für sich entdeckt hatte und mit ihnen experimentierte. Dadurch war es nun möglich, auch kleinere Gärten und Terrassen mit den prachtvollen Gewächsen zu schmücken.

Der perfekte Sortenname

„Zum Abschluss des praktischen Züchtungsprozesses gibt es natürlich immer noch das Problem, dem Kind einen Namen zu geben. Das ist manchmal das Schwerste.“ sagt Holger Hachmann und lacht. Vor einigen Jahren hatte er einen wunderschönen Rhododendron mit prachtvollen dunkelvioletten Blüten und purpurvioletter Mitte gezüchtet, aber ihm wollte partout kein passender Name dafür einfallen. Die Namen sollen einzigartig und einprägsam sein, international funktionieren und der neuen Sorte – ihrer Qualität und Farbe – gerecht werden. Die junge Pflanze stand also namenlos im Schaugarten, bis eines Tages eine Gruppe schwedischer Pflanzenenthusiasten in die Baumschule kam. Da rief eine der Gartenliebhaberinnen beim Anblick der violetten Schönheit spontan: „What a dramatic dark!“.

Etwas Glück gehört manchmal eben dazu.

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