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Bambusriese aus China

Phyllostachys 'Shanghai 3' wird Bambus des Jahres 2021

Die European Bamboo Society (EBS), Sektion Deutschland, hat - mittlerweile zum 18. Mal - den Bambus des Jahres gewählt, diesmal eine Pflanze aus der Gattung Phyllostachys: 'Shanghai 3' wird auch in Mitteleuropa sehr hoch, besitzt allerdings einen deutlichen Ausbreitungsdrang und sollte begrenzt werden.

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Phyllostachys "Shanghai 3" breitet sich zu dichten hohen Bambushainen aus
Phyllostachys "Shanghai 3" breitet sich zu dichten hohen Bambushainen ausJos van der Palen
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Bambusriese aus China

Phyllostachys ‘Shanghai 3‘ gehört zu den Riesen auch in unserem Klima. Die Halme können bis 10 m hoch werden und Durchmesser von 8 (vielleicht sogar 10) cm erreichen. Dabei hat die Pflanze kräftige Rhizome (ist ausläufertreibend) und bildet, wenn sie ungestört wächst, einen Hain. Für jeden, der nicht (nahezu) unbegrenzt Platz hat, ist eine Rhizomsperre oder eine andere Art der Begrenzung ratsam.

Auch wenn die Halme bei jungen Pflanzen manchmal etwas schräg und zur Sonne zugewandt wachsen, so sind sie doch später sehr aufrecht und höchstens die Spitzen hängen aufgrund der Blattmasse ein wenig über. Zudem entwickeln die Halme schnell einen beachtlichen Halmdurchmesser. Die Pflanze unterscheidet sich dadurch von vielen anderen Phyllostachys. Die Halmscheiden der neuen Halme sind von der Grundfarbe her gelblich oder schmutzig weiß, haben eine sichtbare Streifung und braune Flecken. Die Halmscheiden fallen schnell ab und anschließend sind die Halme kräftig grün, deutlich geriffelt und verblassen über die Jahre mit zunehmendem Alter gelblich. Sie sind kaum bemehlt, glatt, und die Internodien sind etwa 25 cm lang. Die Nodien (Knoten am Halm) sind wenig prominent. An jedem Knoten entwickeln sich mit dem Abfallen der Halmscheiden die für Phyllostachys typischen zwei Seitenzweige.

Die Blätter sind mit 9 bis 18 cm Länge und bis 2,5 cm Breite recht groß, aber doch deutlich kleiner als bei z. B. Phyllostachys vivax, einem anderen, sonst recht ähnlichen, Riesenbambus. Die Blattoberfläche ist nicht völlig glatt sondern leicht gewellt, ein ziemlich klares Identifikationsmerkmal, wenn jahreszeitbedingt keine neuen Austriebe sichtbar sind.

Im Garten winterhart, im Kübel empfindlich

Die vermutlich warm gemäßigte bis subtropische Herkunft der Pflanze lässt eigentlich keine überragende Winterhärte vermuten. Umso erfreulicher ist es, dass die Erfahrungen der letzten 20 Jahre in unserem Klima zeigen, dass bis nahe -20 °C oft ohne größere Schäden vertragen werden. Damit ist die Pflanze in sehr vielen Regionen zuverlässig kultivierbar, wenn auch in immer seltener werdenden Extremwintern Schäden möglich sind.

Etwas anders sieht es bei Topf- oder Kübelkultur aus. Für solch einen Riesen kann das nicht dauerhaft ohne erhöhten Aufwand durch Teilen und Umtopfen gehen, außerdem ist besondere Vorsicht im Winter geboten: Wie alle Phyllostachys ist die Pflanze empfindlich für Kälte an den Rhizomen und verträgt längeres Durchfrieren der Kübel nicht gut. Hier müssen entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Abschließend kann man sagen, dass die Pflanze optimal ist, wenn ein wirklich großer Bambus mit dicken Halmen gesucht ist. Schnell bildet sie einen beeindruckenden Solitär oder auch einen kleinen Hain im Garten, der den Eindruck eines ostasiatischen Bambuswalds erweckt.

Entdeckung in Shanghai

Die Pflanze kam 1995 durch Hans Prins und Jos van der Palen nach Europa. Diese hatten beim Botanischen Garten  Shanghai eigentlich nach Pflanzen der Art Phyllostachys propinqua gefragt, aber einen Mix von verschiedenen Phyllostachys-Arten bekommen. Jos van der Palen hatte damals 3 verschiedene dieser Phyllostachys aus Shanghai nebeneinander gepflanzt und diese ‘Shanghai 1, 2 und 3‘ genannt. ‘Shanghai 1‘ stellte sich als Phyllostachys lithophylla und ‘Shanghai 2‘ als ein Phyllostachys dulcis heraus.

Bei ‘Shanghai 3‘, der sehr kräftig im Wuchs war, deshalb schnell beeindruckende Ausmaße annahm und sich daher unter den kundigen Bambussammlern rasch von der Bambusgärtnerei Kimmei aus verbreitete, ist die Sache komplizierter. Die Pflanze scheint Merkmale mehrerer Arten zu besitzen und heute denkt man, dass es sich entweder um eine Arthybride oder um eine besondere Selektion von Phyllostachys dulcis handelt. Gut möglich, dass es eine besonders wüchsige Selektion aus einer Region, in der die Pflanze zur Sprossenproduktion genutzt wird, ist. Dies ist natürlich rein spekulativ und Informationen über den Naturstandort fehlen. Allerdings wird die vermutete Art, Phyllostachys dulcis, v.a. in der Provinz Zhejiang, angrenzend zu Shanghai, kultiviert. Klimatisch ist es dort, wie auch in Shanghai selbst subtropisch und sehr feucht. Es ist also anzunehmen, dass die Pflanze, trotz beachtlicher Winterhärte, besonders gut im warmen und feuchten Klima wächst und entsprechende Standorte auch bei uns  entsprechend bevorzugt.

www.bambus-deutschland.de

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