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Europäischer Gartenpreis 2018/2019

Zwei erste Preise gehen an Deutschland

Am 7. September 2018 wurden in Schloss Nordkirchen die diesjährigen Gewinner des Europäischen Gartenpreises ausgezeichnet. Als Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 wurden in diesem Jahr zusätzliche Preise für Kulturlandschaften und das gartenkulturelle Erbe vergeben. Die insgesamt fünf ersten Preise gingen nach Griechenland und jeweils zweimal nach Großbritannien und Deutschland.

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Den Preis für eine für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft gewann die Lausitzer Seenlandschaft. Hier bei Senftenberg, entstanden durch den Braunkohleabbau.
Den Preis für eine für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft gewann die Lausitzer Seenlandschaft. Hier bei Senftenberg, entstanden durch den Braunkohleabbau.Theresa Petsch
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Die königlichen botanischen Gärten in Kew und Wakehurst bei London gewannen dank ihrer langjährigen, herausragenden Leistungen in der Botanik und Gartenkunst den erstmals vergebenen Preis für „Gartenkulturelles Erbe in Europa“.

Erstmalig gab es auch Preise für die beste Entwicklung einer für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft. Hier konnten sich das Lausitzer Seenland und das Biosphärenreservat Spreewald gemeinsam den ersten Platz sichern, da die Jury die gemeinsame Weiterentwicklung dieser benachbarten und dennoch so unterschiedlichen Kulturlandschaft unterstützen wollte.

Mit Broughton Grange wurde die mutige Ergänzung eines historischen Parks um die Neuinterpretation eines Küchengartens gewürdigt, die nach nunmehr gut 15 Jahren immer mehr in ihrer Wirkung überzeugt und elementarer Bestandteil dieses Gartens und seines Dialogs mit der Landschaft Oxfordshires geworden ist.

Auch mit der Vergabe des Preises für großräumige grüne Netzwerke und Entwicklungskonzepte würdigt der Europäische Gartenpreis die konsequente Fortführung einer fast 100jährigen Pionierleistung, nämlich die Ergänzung des Inneren Grüngürtels in Köln durch die Parkstadt Süd mit ihrem innovativen Freiflächenkonzept.

Schließlich wurde erstmals ein Preis nach Griechenland vergeben. Der Stavros Niarchos Park in Athen, der als mediterraner Garten das neue Kulturzentrum umgibt und zum Teil auch als dessen grünes Dach dient, wurde als bester zeitgenössischer Park ausgezeichnet.

 

Zudem wurden in Nordkirchen noch acht 2. Preise vergeben:

In der Kategorie „Gartenkulturelles Erbe in Europa“ an:

  • Giardino di Ninfa (Italien)
  • Tirsbæk Manor (Dänemark)

In der Kategorie „Beste Entwicklung einer für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft“ an:

  • Krajiinski park Ljubljansko barje (Slowenien)
  • Mihai Eminecu Trust (Rumänien)

In der Kategorie „Beste Restaurierung oder Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ an:

  • Adare Manor Estate (Irland)
  • Kasteeltuinen Arcen (Niederlande)

In der Kategorie „Innovatives Konzept oder Design eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“ an:

  • Bartokpark (Niederlande)
  • Pancras Square (Großbritannien).

 

Der Europäische Gartenpreis und das Europäische Kulturerbejahr

Seit 2010 vergeben das Europäische Gartennetzwerk EGHN und die Stiftung Schloss Dyck den Europäischen Gartenpreis. Der Preis hat sich zu einem wichtigen Element in der Arbeit des 2003 gegründeten Netzwerkes entwickelt, das das öffentliche Bewusstsein für das europäische Gartenerbe und zeitgenössische Gartenkunst stärken will und die internationale Zusammenarbeit fördert. Rund 190 Parks und Gärten in 14 Ländern haben sich inzwischen mit dieser Zielsetzung zusammengeschlossen.

Mit dem Europäischen Kulturerbejahr 2018 und dank der Förderung des Projektes „Awarding Heritage“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch die beiden nordrhein-westfälischen Landschaftsverbände (LVR und LWL) wurde der Europäische Gartenpreis um zwei neue Kategorien ergänzt:

  • Beste Entwicklung einer für das europäische Kulturerbe bedeutenden Kulturlandschaft
  • Gartenkulturelles Erbe in Europa

Wer sich in die Details der ausgezeichneten Parks, Gärten und Kulturlandschaften und in deren Entstehungsgeschichte vertieft, stellt fest, dass der europaweite Austausch immer schon zu Qualität und Vielfalt beigetragen hat - ganz im Sinne des Europäischen Kulturerbejahres 2018: Sharing Heritage.

Nicht zuletzt – und am besten mit Besuchen vor Ort – wird deutlich, dass sich die Schönheit und der Wert dieser besonderen Orte, die vom Menschen mit der Natur oder manchmal auch im Kampf gegen die Natur geschaffen wurden, ohne viele Worte und damit Grenzen überschreitend vermittelt.

Jurymitglieder des Europäischen Gartenpreises 2018/2019:

Kerstin Abicht (Deutschland), Roswitha Arnold (Deutschland), Ed Bennis (Großbritannien), Gunnar Ericson (Schweden), Jacob Fischer (Dänemark), Davorin Gazvoda (Slowenien), Stephan Lenzen (Deutschland), Brigitte Mang (Deutschland), Nuno Oliveira (Portugal), Mariachiara Pozzana (Italien), Alan Thornley (Großbritannien), Lieneke Van Campen (Niederlande), Michael Walker (Großbritannien), Udo Woltering (Deutschland)

 

Informationen zu allen Preisträgern (in alphabetischer Reihenfolge):

Adara Manor (Irland)

Mit seiner natürlichen, baukulturellen und historischen Vielfalt lädt Adare Manor dazu ein, unterschiedliche Gartenstile und kontrastreiche Kulturlandschaften zu erleben. Die jüngsten Maßnahmen haben den besonderen Charakter der Gartenanlage gestärkt und einige Blickachsen wiederhergestellt.

So wurde z.B. das historische Arboretum um neue Bäume ergänzt. Im weißen Ballroom Garden schaffen immergrüne Strukturen den Rahmen für üppige Blüherlebnisse. Auf Frühlingsblüher folgen Stauden, kontrastiert durch Formschnittgehölze in Kegel- und Säulenform. Der Secret Garden versteckt sich zwischen akkurat geschnittenen Hecken und geflochtenen Hainbuchenhecken und wird von schattenliebenden Pflanzen eingefasst. Entlang des River Walk sind ebenfalls von Hecken gefasste Nischen mit Sitzplätzen entstanden.

Der formale Garten mit seinem dekorativen Parterre wurde unter Verwendung von Taxus Baccata restauriert, wobei die verwendeten Muster auf die ursprüngliche Gestaltung Bezug nehmen. Sechs Formschnittkegel mit 5 Metern Höhe lenken die Blicke der Besucher. Sie werden von 32 kleineren Kegeln ergänzt, was eine sehr dynamische Komposition entstehen lässt. Die westliche Seite des Gartens wird von Rotbuchen, Hecken und weiteren Formgehölzen bestimmt.

Biosphärenreservat Spreewald (Deutschland)

Der Spreewald ist eine in Mitteleuropa einzigartige Landschaft. Nach der letzten Eiszeit teilte sich hier die Spree in ein Netz von Fließen (Fließgewässer), die sich durch den Urwald schlängelten. Der Reiz des heutigen Spreewaldes liegt in seiner parkartigen Landschaft mit einem Mosaik aus Wiesen, Äckern, Wäldern und dem Geflecht der Fließe.

Der Spreewald ist eine vom Menschen geprägte und dennoch weitgehend naturnahe Auenlandschaft und Lebensraum einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. 1990 wurde der Spreewald zum Biosphärenreservat erklärt, 1991 erhielt er den UNESCO-Status und damit die Verpflichtung, diese historisch gewachsene Kulturlandschaft nachhaltig zu entwickeln. Im Biosphärenreservat wird diese nachhaltige Entwicklung modellhaft umgesetzt, z.B. mit zertifizierten regionalen Produkten, durch die Nutzung regenerativer Energien und die Revitalisierung wertvoller Lebensräume. Die einzigartige Natur zu erhalten und auch touristisch erlebbar zu machen, ist eine Aufgabe, die die Akteure im Biosphärenreservat Spreewald gemeinschaftlich umsetzen.

Bartokpark (Niederlande)

Im März 2012, nach der Realisierung des sogenannten BK40-Komplexes und dem Abriss des Bartok-Saals einige Jahre zuvor, war ein angrenzender Platz in Arnhem den Anwohnern ein Dorn im Auge. Die Abteilung Tijdelijke Ordening der Stadt entwarf daher zusammen mit BUROHARRO den Bartokpark als ein kleines Stück der Veluwe - der berühmten Heidelandschaft vor den Toren Arnhems. Dieser Pop-up-Park wurde innerhalb von nur drei Monaten realisiert.

Ende des Jahres 2012 verliebte sich der Künstler Florentijn Hofman, auf der Suche nach einem Standort für ein von Burgers Zoo gestiftetes Kunstwerk, in dieses Stück urbaner Heide. Nach und nach konnten alle Beteiligten begeistert werden. Dann wurde der Park sogar noch vergrößert, und seit Juli 2013 fühlt sich das von Hofmann geschaffene Kunstwerk „Party-Erdferkel“ in dieser Landschaft wohl.

Hausbesitzer und Organisationen rund um den Platz erkennen nun das Potenzial des Parks und wandeln die Hintertüren in einladende Eingangstüren um. So wurden mit dem Bartokpark die latent vorhandenen Qualitäten des Ortes geweckt und das Ganze ist nun viel mehr als die Summe seiner Teile.

Broughton Grange (Großbritannien)

Die Gärten von Broughton Grange in Oxfordshire sind in 350 Hektar Parklandschaft, Ackerland und Wiesen eingebettet. Viele Parkstrukturen verdanken ihre Ursprünge der viktorianischen Ära, u.a. der Knot Garden, die Long Borders und die Yew Terrace. Die Weiterentwicklung der Gärten begann in den 1990er Jahren und beschleunigte sich im Jahr 2001, als Tom Stuart-Smith beauftragt wurde, ein nach Süden ausgerichtetes Terrain in einen von einer Mauer umfassten (Küchen)Garten umzuwandeln. Trotz seiner Modernität vermittelt der Garten mit seinen vielen Blumen und Gemüsepflanzen heute den Eindruck, schon seit Jahrzehnten Teil von Broughton Grange zu sein.

Es wurden drei Terrassen angelegt, die Gemeinsamkeiten, aber alle auch individuellen Charakter haben. Der Garten steht trotz seiner formalen Struktur im harmonischen Dialog mit der Landschaft Oxfordshires.

Kastelltuinen Arcen (Niederlande)

Schloss Arcen und sein Park haben ihre Ursprünge im 17. Jahrhundert. Der ursprüngliche Garten war in 16 rechteckige Gartenräume aufgeteilt. Mit der Neuanlage des Parks wurden zehn dieser Bereiche, jeweils mit anderen Themen, wiederbelebt. Das Rosarium, mit mehr als 250 Rosenarten sowie vielen Stauden und Sträuchern, ist von einer Pergola umgeben.

Besonderer Beliebtheit erfreut sich auch der Waldgarten mit Azaleen, Veilchen, Fritillaria und Astilben. An anderer Stelle fließen kleine Bäche und rauschende Wasserfälle unter blühenden Kirschbäumen. Besucher sind auch von den asiatischen Gärten mit einer thailändischen Fischerhütte, den miniaturisierten Reisfeld-Terrassen oder dem Rhododendron-Garten begeistert.

Im Wasser- und Skulpturengarten reflektieren, wie dunkle Spiegel, sieben auf verschiedenen Ebenen liegende Teiche Bäume, Kunstobjekte und den Himmel.

Kasteeltuinen Arcen, jetzt im Besitz der Stiftung Het Limburgs Landschap, ist ein charmantes Ensemble, das mit seiner Vielfalt von Gärten viel Wissenswertes, Inspirationen und Entspannung bietet. Hinzu kommen verschiedenste Veranstaltungen, die immer mehr begeisterte Besucher finden.

Kew Gardens (Großbritannien)

Es ist faszinierend, dass es Kew Gardens - als Ort von großer historischer Bedeutung - während seiner 250 - jährigen Existenz immer gelungen ist, für eine sich wandelnde Gesellschaft und ihre Anforderungen offen zu sein. In Kew Gardens, im Westen Londons, war man nie damit zufrieden, nur die Attraktivität des Ortes und seiner Sammlungen zu erhalten, sondern hat immer auch Visionen, neuste Erkenntnisse der Botanik und Erfahrungen in die Wissenschaft getragen und mit interessierten Laien geteilt.

Die Sammlungen werden nach exzellenten Standards zusammengestellt und unterhalten sowie zum Nutzen der Allgemeinheit eingesetzt (insbesondere in Kombination mit der Millennium Seed Bank in Wakehurst). Die Gärten in Kew sind nicht nur höchst attraktiv, sondern zeigen auch die historischen und zeitgenössischen Wechselwirkungen zwischen natürlichen und vom Menschen beeinflussten Landschaften sowie die Rolle der Botanik und anderer Wissenschaft in diesem Kontext auf.

Dank des internationalen Erfahrungsaustauschs und mit dem Angebot hochwertiger Bildungsprogramme für Schulklassen, Auszubildende, Studenten, Fachkräfte und begeisterte Amateure verfügt Kew Gardens über hervorragende pädagogische Angebote, um eigene Qualitäten und Stärken zu sichern und weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, zum Gärtnern und zur Gartenkunst zu liefern. Kew war und ist eine Inspirationsquelle für alle, die in der Denkmal- und Gartendenkmalpflege tätig sind sowie für Gärtner und Gartenliebhaber.

Lausitzer Seenland (Deutschland)

Die IBA Fürst-Pückler-Land in der Lausitz widmete sich von 2000 bis 2010 einer Landschaft, in der der 150-jährige Abbau der Braunkohle Spuren hinterlassen und das Landschaftsbild nachhaltig geprägt haben. Mit der IBA wurden Berge versetzt und neue Seen geschaffen. Für großflächige Industrieareale, Industriebauten und Werkssiedlungen wurden in kreativen Prozessen innovative Nutzungen realisiert.

Seit der IBA setzt der Lausitzer Seenland e.V. die Entwicklung der vielfältigen und multifunktionalen Landschaft mit der Betonung des „Vom-Menschen-Gemacht-Seins“ mit höchster Nutzungs- und Gestaltqualität sowie dem Streben nach Ungewöhnlichem fort. Grundlage bildet u.a. die „Lausitz-Charta“ als Leitbild für den Umgang mit Bergbaufolgelandschaften.

Im Lausitzer Seenland sind auch Flora und Fauna Gewinner des Umgestaltungsprozesses. Vorhandene Standorte wurden geschützt und neue Habitate in ihrer Entwicklung gefördert. Heute ist die Artenvielfalt in der Lausitz wissenschaftlich dokumentiert und zugleich Teil der nachhaltigen Entwicklung dieser überraschenden Kulturlandschaft.

Ljubljansko Barje (Slowenien)

Ljubljansko Barje, eine fast 160 Quadratkilometer große Ebene, entstand vor zwei Millionen Jahren durch das Absinken des Ljubljana-Beckens. In der Folge haben Flüsse gewaltige Mengen an Kies und Sedimente abgelagert, den Fluss Ljubljanica eingedämmt und das gesamte Barje-Becken überschwemmt. Vor etwa 6000 Jahren versiegte dann der Barje-See und hinterließ eine sumpfige Ebene. Es bildeten sich Torfschichten, die teilweise bis zu 9 Meter dick waren.

Obwohl der Torf inzwischen fast verschwunden ist, ist die Barje immer noch eine vielfältige Kulturlandschaft von traditionellem Charakter. Der hohe Grundwasserspiegel und regelmäßige Hochwasser verhindern eine intensive Landwirtschaft und reduzieren somit auch den wirtschaftlichen Nutzungsdruck. Heute ist die Barje ein endloses Mosaik aus Grasland, kleinen Wäldern, Feldern, Gräben und Hecken. Die Verflechtung all dieser vielfältigen Lebensräume beherbergt zahlreiche Pflanzen und Tiere, die in Slowenien und Europa selten zu sehen sind.

Die Gründung des Naturparks Krajinski park Ljubljansko Barje und seine erfolgreiche Bewirtschaftung stellen somit eine direkte Umsetzung der naturschutzfachlichen Anforderungen der EU dar (NATURA 2000).

Mihai Eminescu Trust (Rumänien)

In Siebenbürgen lässt sich des ländliche Europa wie in einem begehbaren Archiv erleben. Siebenbürgen bietet dabei mehr als nur Beweise für eine auch heute noch mögliche Harmonie zwischen Mensch und Natur und mehr als ein Panorama eindrucksvoller Architektur, prächtiger Kirchen und traditioneller Landwirtschaft. Das Geheimnis dieser Kulturlandschaft liegt darin, dass hier Jahrhunderte erfolgreicher Besiedlung sowie viele Traditionen erlebbar werden, durch die die Menschen die Natur für sich nutzbar gemacht haben, aber auch selber von der Natur geprägt wurden.

Der Mihai Eminescu Trust (MET) unterstützt diese kulturellen Besonderheiten u.a. durch sein Whole Village Project, ein Programm für nachhaltige ländliche Entwicklung. Im Ansatz vergleicht das Programm ein Dorf mit einem Bienenstock, in dem jeder eine bestimmte Aufgabe hat. Das Überleben und die gesunde Entwicklung des Bienenstocks und des Bienenstaates sind das Ergebnis der Zusammenarbeit aller. Bis heute hat der MET 1.228 Projekte in 111 Dörfern und 5 Städten erfolgreich abgeschlossen.

Ninfa Gardens (Italien)

Die Stadt Ninfa wurden von den Römern in der Nähe einer Quelle gegründet. Von der im Mittelalter verlassenen Stadt blieben eine Doppelmauer sowie eine Burg, Kirchen, Stadtbauten und Wohngebäude als Ruinen erhalten.

Gelasio Caetani und seine englische Mutter begannen in den 1920er Jahren mit der Gestaltung des Gartens in Ninfa, wobei sie das Potenzial des fast vollständig von dichter Vegetation bedeckten Geländes mit seinen verborgenen baulichen Relikten nutzten. Die wichtigste Gestalterin des Gartens war dann in der Folge die Künstlerin Lelia Caetani. Sie gab Ninfa den romantischen Charakter, der heute noch so fasziniert. Ihr Schaffen als erfolgreiche Malerin und ihre Gestaltung des Gartens befruchteten sich gegenseitig. So entstanden wundervolle Gartenbilder.

Ninfa beherbergt heute eine renommierte Pflanzensammlung und die Zierkirschen blühen im Frühjahr spektakulär. Viele Rosenarten wachsen entlang der Alleen, Bäume, Ruinen und des Flusses. Wildwachsende Anemonen, Alpenveilchen, Margeriten, Primeln und andere Pflanzen setzen weitere farbliche Akzente.

1977 ging Ninfa, mit den mittelalterlichen Ruinen, dem romantischen Garten im englischen Stil, dem Hortus Conclusus aus dem 17. Jahrhundert, einem Fluss und einem See in den Besitz der Roffredo Caetani Foundation über.

Pancras Square (Großbritannien)

Pancras Square ist Teil des 18 ha umfassenden Stadtsanierungsprojektes King's Cross, in der Nähe von Londons St. Pancras Station. Über 40% der Gesamtfläche sind hier für öffentliches Grün vorgesehen. 4.000 m² davon entfallen auf Pancras Square, der mit Rasenflächen, üppiger Bepflanzung und stufig angelegten Wasserflächen die Atmosphäre und Qualität eines mediterranen Stadtplatzes hat.

Eine majestätische Sumpfeiche ist optischer Fixpunkt der Gestaltung.  Mit zahlreichen kleineren Plätzen und Wegen bietet die Gestaltung von Pancras Square attraktive Zugänge zu den Gebäuden und eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten, z.B. für eine ruhige Mittagspause, für die Außengastronomie oder auch nur für eine kurze Erholung von der Hektik der Stadt.

Als zentrales Gestaltungselement des Platzes nutzt ein mehrstufiges Wasserbecken die Höhenunterschiede des Geländes. Das sanft fließende Wasser sorgt für Klang und Bewegung. Unterschiedliche Bäume gliedern den Platz auch in der Vertikalen und schaffen neue Blickachsen. In der Kombination mit Hecken, Rasenflächen und Wechselbepflanzungen bietet Pancras Square eine immergrüne Struktur mit jahreszeitlich wechselnden Farbeffekten.

Parkstadt Süd (Deutschland)

Die Parkstadt Süd ist Kölns größtes Stadtentwicklungsprojekt. Südlich des Eisenbahnrings werden in Richtung Rheinufer der Innere Kölner Grüngürtel vollendet und neue Quartiere für Wohnen und Arbeiten entstehen.

Die gesamtstädtische Freiraumentwicklung steht auch in Köln vor den Herausforderungen, die sich u.a. aus dem Klimawandel und dem Stadtwachstum ergeben. Es ist unverzichtbar, den Verbund von Freiflächen zu fördern, in dem das gewachsene Grünsystem, das sich in Köln durch die Grüngürtel auszeichnet, größte Bedeutung hat.

Mit der anstehenden Konversion von Brachflächen zur Parkstadt Süd bietet sich die Chance der Verlängerung des Inneren Grüngürtels, der ab 1923 angelegt wurde.

In einem kooperativen Verfahren haben 2015 Planungsteams, die Stadtgesellschaft, Experten und politische Vertreter ein freiraumplanerisches und städtebauliches Bild für die Entwicklung der Parkstadt Süd entworfen. Es nimmt den gestalterischen Duktus des vorhandenen Grüngürtels auf und bindet neue Anforderungen, wie ein integriertes Regenwassermanagement und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung ein.

Stavros Niarchos Park (Griechenland)

Der Stavros Niarchos Park in Athen umgibt die neue Nationalbibliothek und die Griechische Nationaloper. Der Name leitet sich von der Stavros Niarchos Foundation her, die die Mittel zur Verfügung gestellt hat. Auf insgesamt 17 Hektar stellt das Ensemble die Verbindung zwischen der Stadt und dem Meer wieder her. Zuletzt wurde das Grundstück, ein Überbleibsel der Olympischen Spiele 2004, als Parkplatz benutzt. Heute genießen Athener und Besucher zu allen Tageszeiten den Aufenthalt im Park.

Bei der Gestaltung des Parks wurden hauptsächlich heimische, mediterrane Pflanzen verwendet, die mit ihren Formen, Farben und Düften das Gefühl vermitteln, in einer griechischen Landschaft zu sein. Dieser Eindruck wird durch kurvenreiche Wege verstärkt, die in sanfter Steigung zu einem 32 m hohen „Gipfel“ emporführen. Dieser Hügel ist dabei zugleich das grüne, energiesparende Dach der Oper und der Nationalbibliothek.

Vom höchsten Punkt aus bieten sich spektakuläre Ausblicke auf das Meer, die Akropolis und den gesamten Park einschließlich der Agora, den zentralen Platz für Kultur- und Bildungsveranstaltungen und den gläsernen Lesesaal.

Tirsbæk Manor (Dänemark)

Die Geschichte des Gartens von Tirsbæk reicht bis in die Renaissance zurück. Das ist nur bei sehr wenigen Herrenhäusern in Dänemark der Fall.

Bestandsaufnahmen ergaben nur eine geringe Zahl von Relikten des ursprünglichen Gartens und kaum gesicherte Informationen für eine fundierte Rekonstruktion. So wurde beschlossen, Gartenelemente der Renaissance in eine zeitgenössische Formensprache zu übertragen, die zugleich die Ideale eines Renaissancegartens erlebbar machen.

Im Ziergarten gliedern gerade Wege die Fläche. Vier kleinere Gärten sind symmetrisch um die Hauptachse angelegt und umrahmen einen neuen Brunnen. Zwei der Räume dienen für einen privaten Garten und einen Gemüsegarten. Im Obstgarten sind zu beiden Seiten der heckengefassten Hauptachse rund 300 Apfelbäume verteilt. Die den Garten umfassende, historische Mauer wurde restauriert. Terrassen, auf denen Obst und Wein angebaut wird, wurden neu gefasst und zugänglich gemacht.

So hat Tirsbaek eine neue Identität erhalten, die vom Geist des ursprünglichen Gartens beseelt ist.

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