Die Robinie ist Baum des Jahres 2020
"Mit Robinia pseudoacacia hat das Kuratorium Baum des Jahres eine Baumart gewählt, die die Gemüter von Naturschützern, Städteplanern und Forstleuten in Wallung bringt“, sagt die neue Deutsche Baumkönigin Charlotte Baumann. Am 24. Oktober gab die Stiftung die Entscheidung bekannt - und begründet sie ausführlich.
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Die vor über 300 Jahren in Mitteleuropa eingeführte Robinie ist für unsere heimische Flora eine Konkurrenz, denn sie ist eine Meisterin im Besiedeln der unwirtlichsten Lebensräume. „Das Geheimnis ihres Erfolges steckt unter der Erde: Bakterien, die an derWurzel leben, fixieren Luftstickstoff. Dieser reichert sich im Boden an – für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen bedeutet dies meist das Ende“, so die Deutsche Baumkönigin. Zwar ist der Anteil von Robinien in deutschen Wäldern mit etwa 0,1 % gering, doch wo die Baumart sich etabliert hat, ist sie nahezu unverwüstlich. Die Robinie steht daher auf der Liste der invasiven Baumarten.
Und doch könnte Art bei fortschreitender Klimaerwärmung Hoffnungsträgerin werden: Salz-und immissionstolerant kommt sie gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Als Bienenweide ist sie in Zeiten des Insektensterbens eine bedeutende Protagonistin in der Gewinnung von Honig und spielt so eine wichtige Rolle bei der Bestäubung anderer Arten. Ihr zähes Holz weist eine hohe Witterungsbeständigkeit auf und stellt im Außenbereich eine ideale Alternative zu Tropenhölzern dar. Damit die Robinie bei der Mischung klimastabilerWälder eine Rolle zu spielen kann, ist weitere intensive forstwissenschaftliche Forschung notwendig.
Die häufig mit der Akazie verwechselte Robinie (deshalb auch Scheinakazie) zierte im 17. Jahrhundert zunächst Barockgärten und Parks. Bald fand sie aufgrund ihres ungewöhnlich harten Holzes Verwendung im Grubenbau, und Forstleute wagten die ersten Versuche, sie im Wald einzubringen. Als Pionierbaumart beeindruckt sie durch ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten Lebensjahrzehnten, enttäuscht aber bei der Stammqualität. Trotzdem lässt sich das Holz vielfach verwenden: Es ist zäh, witterungsbeständig und auch heute noch beliebt für den Bau von Brücken, Spielplatzgeräten und Terrassenmöbeln.
Neues aus der Stiftung
Ende 2018 ist Stiftungsgründer Dr. Silvius Wodarz verstorben. Er hinterlässt in der Baum des Jahres Stiftung, aber auch für die Forstwirtschaft eine Lücke. Stefan Meier ist seit Herbst 2018 neuer Stiftungspräsident. Die Deutsche Baumkönigin Charlotte Baumann setzt sich 2020 für einen ausgewogenen Diskurs zu ihrer Patenart, der Robinie, ein. Eine engagierte Unterstützerin findet sie in Schirmherrin und Bundesministerin Julia Klöckner.
Weitere Informationen finden Sie unter www.baum-des-jahres.de.
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