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Internationales Insektenschutzsymposium

Forscher präsentieren 9-Punkte-Plan zur Bekämpfung des Insektensterbens

Mit weltweit zirka 1 Million bekannten Arten gehören die Insekten zu den erfolgreichsten Organismengruppen auf unserem Planeten. Trotz dieses evolutionären Erfolgs sind in Mitteleuropa mittlerweile viele Insektengruppen massiv bedroht und so stark im Rückgang begriffen, dass man von einem weitreichenden Insektensterben sprechen kann. Unter dem Motto „Fakten, Ursachen, Lösungen“ haben sich am 18. Oktober im Naturkundemuseum Stuttgart renommierte Wissenschaftler aus ganz Europa mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Naturschutz getroffen, um mögliche Lösungsansätze zu diskutieren.

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Diese Lösungsansätze haben die Forscher am Ende des Symposiums in einem gemeinsamen 9-Punkte-Plan präsentiert. „Der dramatische Rückgang der Insekten zeichnet sich bereits seit Jahrzehnten ab und wird unabsehbare ökonomische und ökologische Folgen haben, wenn wir alle nicht endlich handeln“, warnt Dr. Lars Krogmann vom Naturkundemuseum Stuttgart.

Die Forderungen der Wissenschaftler zum Schutz der Insekten lauten wie folgt:

  1. Einschränkung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaftu.a. durch veränderte Zulassungsverfahren, einem Verbot von vorbeugendem Pflanzenschutz und einem Verbot von Neonikotinoiden und Totalherbiziden
  2. Extensivierung der Landwirtschaftu.a. durch Kopplung der EU-Agrarsubventionen an ökologische Leistungen, durch Förderung von Brachflächen und Ökolandbau. Nährstoffüberschüsse müssen begrenzt, strukturreiche Flächen und die Vernetzung der Biotope gefördert werden.
  3. Erhöhung der Artenvielfalt des GrünlandsEin Rückgang der Grünlandflächen ist zu stoppen. Die Bewirtschaftung muss insektenfreundlicher werden, der Einsatz von Mulchgeräten und Mähaufbereitern begrenzt.
  4. Pflege von Naturschutzgebietenu.a. muss das Pflegemanagement Insekten besser berücksichtigen. Die unter Naturschutz stehende Fläche ist zu erhöhen, der Einsatz von Pestiziden darin untersagt werden. Die Naturschutzbehörden brauchen einen höheren Etat.
  5. Mehr Natur im öffentlichen RaumÖffentliche Grünflächen sollen insektenfreundlicher gestaltet werden: Mehr heimische Blühpflanzen statt mehr Grün in der Stadt. Rasenflächen müssen zu extensiven Mähwiesen umgestaltet werden.
  6. Weniger LichtverschmutzungStraßenleuchten sind auf LED umzurüsten, die Farbtemperatur sollte maximal 3000 Kelvin betragen, die für Insekten weniger attraktiv ist als die üblichen 4000 Kelvin.
  7. Forschungs‐ und BildungsoffensiveDie Artenkenntnisse der Bevölkerung in Deutschland sind gering. Daher ist eine Taxonomie-Offensive für Experten und Amateur-Entomologen nötig. Das Insekten-Monitoring muss ausgebaut, naturkundliche Sammlungen besser unterstützt werden.
  8. Förderung von WildbestäubernWildbienen sollen einen höheren Schutzstatus erhalten und in die FFH-Richtlinie aufgenommen werden. Um Krankheitsübertragungen zu vermeiden, ist bei Honigbienen streng auf die Hygiene zu achten, eine Nahrungskonkurrenz zu den Wildbienen ist zu vermeiden, etwa durch die Festlegung einer Höchstzahl.
  9. ÖffentlichkeitsarbeitDas Bewusstsein der Bevölkerung für das Problem ist zu schärfen, etwa damit auch Privatgärten insektenfreundlicher gestaltet werden. Fortbildungen für Lehrer und Erzieher können bereits bei den Jüngsten ansetzen.

Der 9-Punkte-Plan soll in der nächsten Woche an die Agrar-, Umwelt- und Bildungsministerien des Bundes und der Länder versandt werden. All diese Maßnahmen der letzten Tage und Wochen machen deutlich, dass hinsichtlich des Themas Insektensterben akuter Handlungsbedarf besteht. Die Autoren des 9-Punkte-Plans benennen das Insektensterben nicht umsonst als „eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“, die nur durch einen „gemeinsamen gesellschaftlichen Kraftakt“ zu bewältigen ist.

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